Zeitreise mit einem Hausarzt

Bei unserer letzten Zeitreise an die Belle Epoque Woche Kandersteg im Januar hatten wir eine komplett gepackte Ärztetasche um 1910 mitgeführt.

Das Interesse daran war nicht nur vor Ort gross, sondern auch im Nachgang. So haben uns unzählige Kunden, wie auch Sammler und ein Museum kontaktiert, ob man die medizinischen Geräte einmal begutachten oder auch mieten könne.

Natürlich ist es möglich, unser Sortiment an originalem medizinischem Material zu begutachten, vermieten werden wir die seltenen Teile aber nur an Film, Fernsehen oder an Museen. Wir bitten um Verständnis. 

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Ärztetaschen gibt es eine ganze Fülle an Formen und auch Farben. Was wir im heutigen Sprachgebrauch als Ärzte- oder auch Hebammentasche kennen, waren jedoch nicht allesamt im Gebrauch letzt genannter, sondern waren auch sehr beliebt bei Reisenden. So eine Art Trolley des Reisenden zwischen ca. 1830 und 1940. Spezielle Taschen wie jene abgebildete waren oftmals speziell ausgestattet, resp. hatten Fächer und Halterungen, damit das medizinische Gerät nicht einfach lose in der Tasche lag. Waren die Geräte doch zum Teil sehr empfindlich und auch teuer.

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Stethoskop und Blutdruckmesser aus den späten 20er, frühen 30er Jahren. Beide aus England. 

Als der englische Physiologe Stephan Hales 1713 zum ersten mal den Blutdruck eines Pferde gemessen hatte, musste er dafür ein Glasrohr in die Schlagader eines Pferdes stecken. Die so genannte invasive, blutige Blutdruckmessung setzte sich glücklicherweise jedoch nicht durch. Das Blutdruckmessen wurde erst durch das Gerät vom Italiener Scipione Riva-Rocci in die Wege gelenkt die wir heute kennen. Sein Gerät konnte jedoch nur den systolische (obere) Blutdruck messen. 1905 kombinierte der russische Militärarzt Nikolai Sergejev Korotkoff das Stethoskop mit dem Gerät und konnte durch abhören der Verwirbelungsgeräusche des Bluts diastolische (unteren) Blutdruck bestimmen.  

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Operationsbesteck in Stofftasche. 

Vor allem auf dem Lande, wo der Weg zum nächsten Krankenhaus eine Tortur sein konnte, waren die Ärzte gefordert, kleinere Operationen vor Ort durchzuführen.  

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Spritzen, Nadeln und sterile Fäden zum Nähen in unterschiedlichen dicken. Auf dem Weg zum Patienten konnte allerlei passieren. So wurden empfindliche Teile wie diese Spritzen oder sterilen Fäden in speziellen Behältern und Gefässen transportiert. Die kleinen Glasampulen rechts oben in der Schachteln enthalten eine Nadel, an welchem der Faden schon eingefädelt ist. 

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Tubus, Skalpell und weitere Geräte für eine Tracheotomie. 

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Scheren, Klammern, Spreizer und Pinzetten. Obschon auf dem Land viele Hausärzte oft noch Hausbesuche machten, hatten sie selbst natürlich auch eine eigene Praxis. Meist in ihrem eigenen Haus oder angrenzender Wohnung.

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Skalpelle in unterschiedlichen Formen und Grössen. 

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 Behälter zur Sterilisation und Entkeimung von Medzinischem Gerät in unterschiedlichen Grössen. Anders als heute, wo es zum Teil günstiger ist, einen Teil der verwendeten medizinischen Geräte zu entsorgen, als diese zu sterilisieren, wurde alles wiederverwendet. Auch wenn diese Behälter etwas improvisiert aussehen, hatten sie sich bewährt. Zum jeweiligen Behälter gibt es auch einen passenden Brenner, welcher mit Sprit betrieben wurde. 

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Emaillierte Schalen waren im medizinischen Bereich des späten 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet. Die sehr glatte Oberfläche lies praktisch keine Rückstände zu und war gut zu reinigen. Der Schutzüberzug, in diesem Fall in weiss und blau ist ein Schmelzgemisch aus den Glas bildenden Oxiden.  Siliciumdioxid, Bortrioxid, Natriumoxid, Kaliumoxidund Aluminiumoxid. Damit das Email auf metallischem dem Untergrund haftete, wurden zudem Cobalt- oder Nickeloxid dazu gegeben. 

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Zwei unterschiedliche Venenstauer oder Tourniquet genannte Bänder. Mit diesen konnte der Arzt Druck auf oberflächlich gelegene Venen einer Extremität ausüben und den Blutabfluss durch diese Gefässe vermindern. Dabei entstand ein venöser "Blutstau". Diese wurde zur Entnahme von Blut, aber auch im Falle einer venösen Blutstillung eingesetzt. Die heutigen Modelle kommen meist in bunten Farben zum Einsatz.

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Natürlich gab es auch schon vor 80 Jahren elastische Bänder. Das sogenannten Elastoplast, eine Kombination von Leukoplast und einer Mullauflage, gibt es seit 1922

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Zwei unserer originalen Medikamentenpackungen aus alten Tagen. Das obere ist eine oft verwendete Schachteln, deren Inhalt (Kapseln) einfach auf den Packungsdeckel gestempelt wurde. In diesem Fall Ol. Santal. Ostind 0,25. Was so viel heisst wie ein Produkt aus Sandelholzöl, welches u.a. gegen Akne, Husten, Muskelkrämpfe und Neuralgien, Blasenentzündung, Hämorrhoiden, Bluthochdruck, Bronchitis, Krampfadern und Schuppenbildung der Haut zum Einsatz kam und heute noch kommt. Das untere enthält Zäpfchen gegen Verstopfung.

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Medizin auf flüssiger Basis, sowie Desinfektionsmittel und Tinkturen.

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Eine Auswahl an unterschiedlichen Verbandsmaterialien, Watten und Gasenbinden aus dem Hausarztsortiment um 1930. 

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Wie schon zu Beginn dieses Text angemerkt, waren viele Taschen der Ärzte spezielle aufgebaut, damit nicht alles lose in der Tasche gelegen war. Nun, es gab es natürlich auch welche ohne Aufbau. In diesem Fall ist es die Tasche eines Tierarztes für das liebe Vieh. Die Tasche wurde uns vor Jahren von einem Kunden vorbeigebracht, der diese bei einer Hausräumung gefunden hatte.

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Der Inhalt der letzt genannten Tasche des Veterinäres.

Bei uns lagern noch weitere medizinischen Utensilien, wie zum Beispiel alte Krücken aus Holz, Tragbarren und Teile, die wir aus ästetischen Gründen hier nicht zeigen wollen. 

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