Reiseblog - DDay 80
Vom 1. bis zum 16. Juni 2024 findet in der Normandie das D-Day Festival statt. Die Veranstaltungen ehren die Landung der Alliierten während der Operation Overlord am 6. Juni 1944.
Wir werden vom 1. bis 9. Juni vor Ort sein und verschiedene Museen, Landungsabschnitte, Gedenkstätten, Friedhöfe und andere bedeutende Orte besuchen. Unsere Erlebnisse werden wir in diesem Blog als eine Art Tagebuch festhalten. Um die unterschiedlichen Orte zu erreichen, nutzen wir mehrere historische Motorräder, vor allem im britischen Sektor. Passend dazu führen wir eine Fülle an Uniformen und Ausrüstungen mit.
Zum Beispiel ist geplant, am 2. Juni am Airborne-Marsch von France44 teilzunehmen. Dieser führt von der Batterie de Merville über die Pegasus-Brücke nach Colleville-Montgomery und Amfreville. Am Abend des 4. Juni werden wir in Biéville-Beuville an einer Charity-Veranstaltung für Veteranen teilnehmen.
Am 5. Juni findet im Museum bei der Pegasus-Brücke in Ranville ein grosses Treffen von britischen Kriegsmotorrädern statt.
Der 6. Juni steht natürlich ganz im Zeichen des Besuchs der Landungsabschnitte sowie verschiedener Paraden.
Am 7. werden wir an der Kranzniederlegung am Durham Light Infantry Memorial in Lingèvres teilnehmen.
Nach unseren Besuchen in den Jahren 1994 und 2004 wird dies unser dritter Besuch an den Landungsabschnitten sein.
Mehr dazu gibt es ab dem 1. Juni.
1. Juni
Nach einer kurzen Nacht begann unser Tag bereits um 04:00 Uhr. Am Vortag hatten wir den Mietbus für unsere Motorräder abgeholt, sowie unsere Reisebegleitung Barbara, die uns auf dem Hinweg begleiten sollte. Schnell waren die beiden historischen Motorräder, eine Royal Enfield 350 WD/C und eine BSA WM 20, zusammen mit unzähligen Uniformen und Ausrüstungsgegenständen verladen.
Nach einem schnellen Kaffee ging es um 04:45 Uhr los. Im aufhellenden Morgen und bei leichtem Regen fuhren wir über Mulhouse, Belfort und Besançon Richtung Courseulles-sur-Mer. Für die 820 Kilometer hatten wir etwa neun Stunden reine Fahrzeit eingeplant.
Der kaum vorhandene Morgenverkehr liess uns zügig vorankommen. Mit regelmässigen Pausen konnten wir unseren Zeitplan gut einhalten. Das Wetter blieb wechselhaft, mit abwechselnden Regen- und Wolkenphasen.
Auf der A7 durch das Rhonetal, die ihrem Namen "Route du Soleil" meist gerecht wurde, hatten wir überwiegend sonnige Abschnitte. Teilweise waren wir allein auf der Autobahn, ab und zu überholten uns Jeeps und andere Fahrzeuge mit Anhängern, die ebenfalls historische Fahrzeuge transportierten.
Bis Paris erhöhte sichdas Verkehrsaufkommen. Auch wenn es manchmal etwas zäh voranging, verlief die Durchfahrt um Paris im Grossen und Ganzen reibungslos.
Gegen 13:30 Uhr erreichten wir unsere Unterkunft, etwas landeinwärts von den Landungsabschnitten entfernt. Die Familie, die uns erwartete, empfing uns herzlich und führte uns herum. Das Zimmer war zwar nicht sehr gross, erfüllte aber unsere Ansprüche.
Die historischen Gebäude, die einst zu einer Mühle gehörten, wurden sorgfältig restauriert und umgebaut. Das Anwesen verfügte neben einem Bach, der quer über das Gelände floss, über einen wundervollen kleinen Park mit alten Rosen.
Nachdem wir alles ausgepackt und unsere Motorräder geparkt hatten, fuhren wir nach Courseulles-sur-Mer, um etwas zu essen und Verpflegung einzukaufen. Dabei machten wir einen kurzen Abstecher an den Landungsstrand, an dem die kanadischen Truppen am 6. Juni 1944 gelandet waren.
Nun lassen wir den Abend ausklingen, denn morgen geht es schon wieder früh los.
2. Juni
DDay80 Merville
Dank der Einladung von France44, einer französischen Reenactment-Gruppe aus Frankreich, konnten wir an ihrem Parawalk rund um die Batterie de Merville am äussersten Rand der britischen Landezone teilnehmen. Da das Briefing bereits um 08:00 Uhr stattfinden sollte und wir etwa 40 Minuten Anfahrtszeit einplanen mussten, hiess es bereits um 06:00 Uhr aufstehen. Nach einem petit déjeuner ging es um 07:00 Uhr los. Das Wetter zu dieser frühen Zeit war schon eher mild und noch etwas bewölkt. Es sollte im laufe des Tages weiter aufhellen und sogar blauen Himmel geben.
Blick auf die Kanalküste von Talleville aus
In Bénouville mussten wir entsetzt feststellen, dass die Pegasusbrücke aufgrund eines Marathons bis auf Weiteres gesperrt war. Eine ausgeschilderte Umfahrung gab es nicht, so dass wir rund 10 Kilometer landeinwärts zur nächsten Brücke fahren mussten. Auch dort waren verschiedene Strassen gesperrt, was die Fahrt zu einer kleinen Odyssee machte. Mit etwas mehr als einer Stunde Verspätung trafen wir schliesslich doch noch bei der Batterie ein. Die Gruppe war bereits losmarschiert, konnte aber kurzerhand von uns eingeholt werden.
Den Teilnehmern wird vor dem Marsch die Ausrüstung der britischen Luftlandetruppen erklärt
Die Marschgruppe bestand aus Zivilisten sowie der erwähnten Gruppe von France44, in der Teilnehmer aus ganz Europa in voller Ausrüstung mitliefen. Die zurückgelegte Strecke zeigte verschiedene Orte, an denen sich Ereignisse rund um das 9th Battalion zugetragen hatten, das schliesslich die Batterie einnehmen konnte.
Batterie de Merville
Die Artilleriebatterie bei Merville war eine wichtige deutsche Verteidigungsstellung an der Küste der Normandie, die während der Operation Overlord am D-Day von grosser Bedeutung war. Die Batterie bestand aus vier schweren Geschützstellungen, geschützt durch dicke Betonbunker, sowie aus einem Netzwerk von Minenfeldern, Stacheldrahtzäunen und anderen Befestigungen.
Die Einnahme der Batterie begann in der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1944, als das 9. Fallschirmjäger-Bataillon unter dem Kommando von Lieutenant Colonel Terence Otway absprang. Aufgrund schlechter Wetterbedingungen und intensiven deutschen Flakfeuers war die Landung äusserst chaotisch, und viele Fallschirmjäger landeten weit verstreut. Von den ursprünglich 750 abgesprungenen Soldaten erreichten nur etwa 150 den Sammelpunkt in der Nähe der Batterie.
Trotz dieser widrigen Umstände gelang es den Fallschirmjägern, in die Batterie einzudringen. Sie mussten improvisieren, da ein Grossteil ihrer Ausrüstung beim Absprung verloren gegangen war. Die Truppen kämpften sich durch die Minenfelder und den Stacheldraht und erreichten schliesslich die Geschützstellungen. Nachdem sie die Batterien mit Handgranaten und Sprengstoff ausgeschaltet hatten, zogen sich die Überlebenden zurück.
Die Batterie konnte jedoch teilweise repariert werden und die Deutschen nahmen sie später am selben Tag wieder ein. Am 7. Juni wurde die Batterie erneut von britischen Kommandotruppen angegriffen, die es schafften, die verbliebenen deutschen Truppen zu neutralisieren. Dabei erlitten beide Seiten hohe Verluste.
Die Einnahme der Batterie von Merville war ein entscheidender Schritt, um die Landung der Alliierten an den Stränden der Normandie zu sichern und die deutsche Verteidigung zu schwächen. Die Tapferkeit und Entschlossenheit der beteiligten Fallschirmjäger trugen massgeblich zum Erfolg der Operation Overlord bei.
Am Denkmal des 9th Battalion in Merville-Franceville-Plage nach dem ersten Teil des Marsches
Nach dem Zusammentreffen der Gruppen am Denkmal des 9th Battalion ging es weiter durch das Gelände, in dem die Gruppe verschiedene Szenarien der Nacht nachgestellt hatte. Gegen 13:00 Uhr ging es dann zurück zur Batterie.
C47 Transportmaschine auf dem Gelände der Batterie
Nach einem Aperitif nahmen wir uns Zeit, die Anlage zu besichtigen. Da der Andrang sehr gross war, war es fast unmöglich, die Bunker von innen zu besichtigen. Dafür gabs ein Paar interessante Gespräche mit weiteren Darstellern, welche bei der Batterie ihr Lager aufgeschlagen haben.
Teil des historischen Lagers bei der Batterie de Merville
In der Zwischenzeit hatte uns ein Freund benachrichtigt, dass die Pegasusbrücke wieder geöffnet war. Vor Ort trafen wir auf weitere Mitglieder unserer Gruppe. Kaum angekommen, wurden wir sofort von einer Vielzahl von Besuchern umringt. Es sollte heute nicht das letzte Mal sein. Ich kann mich nicht erinnern, in so kurzer Zeit in so vielen Sprachen angesprochen worden zu sein.
Da die Brücke immer ein grosser Besuchermagnet ist, blieben wir auch nicht allzu lange dort, sondern überquerten diese erneut, um den britischen Friedhof in Ranville zu besuchen. Dort waren nur sehr wenige Besucher zugegen.
Der Ranville War Cemetery in der Normandie, Frankreich, enthält 2.236 Gräber von Commonwealth-Soldaten des Zweiten Weltkriegs, darunter 90 unbekannte. Zusätzlich gibt es 323 deutsche und einige andere Gräber. Ranville war die erste französische Ortschaft, die am D-Day, dem 6. Juni 1944, befreit wurde. Viele der Gefallenen gehörten zur 6. Luftlandedivision, die die strategisch wichtige Brücke über den Caen-Kanal sicherte. Der Friedhof bietet eine Pergola, Steinwege, Sitzgelegenheiten und eine App für virtuelle Touren. Weitere Details
Britische Gräber der britischen Luftlandetruppen auf dem Friedhof bei Ranville
Gegen 17:00 Uhr gab es dann, nach der Ration vom Vormittag, endlich etwas zu essen. An der Promenade in Saint-Aubin-sur-Mer, zwischen den Landeabschnitten Gold und Sword, fanden wir eine kleine Brasserie. Es dauerte jedoch etwas, bis wir uns setzen konnten. Kaum angekommen, wurden wir gleich wieder belagert.
Die Statue von Bill Millin, dem Dudelsackspieler des D-Day, befindet sich am Sword Beach in Colleville-Montgomery, Frankreich. Millin, persönlicher Piper von Lord Lovat Fraser, spielte während der Landung auf D-Day trotz offizieller Verbote Dudelsack. Die Statue würdigt Millins mutige Aktion und erinnert daran, dass die Erinnerung an den Dudelsackspieler auch die Erinnerung an alle, die am Strand kämpften und fielen, wachhält.
Das General-Montgomery-Denkmal in Colleville-Montgomery (ehemals Colleville-sur-Orne) ehrt den britischen Kommandeur Field Marshal Viscount Montgomery of Alamein. Errichtet durch die Normandy Veterans Association und die Einwohner von Colleville-Montgomery, wurde das Denkmal am 6. Juni 1996 von Prinz Michael von Kent enthüllt. Die Statue erinnert an Montgomerys Rolle als Oberbefehlshaber der alliierten Landstreitkräfte während der Normandie-Invasion 1944.
Eigentlich schon auf dem Nachhauseweg via Juno Beach, kamen wir mitten in eine Parade von Fahrzeugen und einer Gruppe von Pipes and Drums und wurden sogleich mit einbezogen. An der Ausstellung am Strandabschnitt war an ein Weiterkommen nicht zu denken. Unzählige Interessierte belagerten uns eine ganze Stunde und wollten vor allem alles über unsere beiden Motorräder wissen und Fotos mit uns machen.
Gegen 20:00 Uhr kehrten wir dann etwas erschöpft zurück in unsere Unterkunft. Wir waren heute rund 100 Kilometer gefahren und hatten bereits viel Interessantes und Tolles gesehen.
Morgen lassen wir es etwas gemütlicher angehen und werden im Gegensatz zu heute das super petit déjeuner geniessen.
3. Juni
Im Gegensatz zu gestern wollten wir es an diesem wundervollen und fast wolkenlosen Morgen etwas langsamer und vor allem später angehen. Wie gestern erwähnt, genossen wir das heutige Frühstück in vollen Zügen mit frischem Käse, Aufschnitt, frischen französischen Croissants sowie Brot und Konfitüre aus hauseigener Produktion.
Gegen 09:00 ging es dann los zur Tour des heutigen Tages. Geplant waren Besuche in Bayeux, genauer im Museum zur Schlacht um die Normandie, sowie dem britischen Friedhof. Wie schon tags zuvor waren auch auf diesem Friedhof nur sehr wenige Besucher anzutreffen. Es waren jedoch viele Techniker vor Ort, die kilometerlange Kabel für die Gedenkveranstaltung am 6.6. verlegten.
Das Musée Mémorial de la Bataille de Normandie ist ein Museum, das der Erinnerung an die Schlacht in der Normandie während des Zweiten Weltkriegs gewidmet ist. Es befindet sich in Bayeux, Frankreich, einem historisch bedeutenden Ort, der während der Invasion der Alliierten im Juni 1944 eine zentrale Rolle spielte.
Musée Mémorial de la Bataille de Normandie
Das Museum präsentiert Artefakte, Dokumente und multimediale Ausstellungen, die die Ereignisse und Auswirkungen dieser entscheidenden Schlacht veranschaulichen. Besucher haben die Möglichkeit, mehr über die militärischen Strategien, die Schlachtverläufe und die persönlichen Geschichten der Soldaten zu erfahren, die an diesem historischen Ereignis teilnahmen.
Der Bayeux War Cemetery beherbergt mehr als 4.000 Gräber von Soldaten aus verschiedenen Nationen, darunter Grossbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland und Polen. Das Gelände zeichnet sich durch seine gepflegte Gestaltung und die friedliche Atmosphäre aus. Es ist ein Ort des Gedenkens und der Reflexion, der Besucher aus aller Welt anzieht, um den Opfern des Krieges zu gedenken.
Nach einigen Gesprächen mit Familienangehörigen von Gefallenen und geschichtsinteressierten Besuchern ging es nach Arromanches. Die Fahrt war kurzweilig. Das Wetter war wundervoll und angenehme 20 Grad. Man merkt jedoch am Verkehr, dass der 6. Juni näher rückt. Auch die Anzahl von Autos mit britischen Nummernschildern nahm deutlich zu. Auch das Sicherheitsdispositiv wurde mehr und mehr hochgefahren. Allein 600 Polizisten auf Motorrädern waren heute unterwegs. Es verging keine 3 Minuten, ohne dass man eine Gruppe von ihnen kreuzte.
In Arromanches fanden wir nach einigen Runden durch den Ortskern vis-à-vis neben dem Museum einen Parkplatz für unsere beiden Motorräder. Die nächsten zwei Stunden verbrachten wir damit, zu kochen, zu plaudern und Fotos mit Besuchern zu machen. Zwischendurch fanden wir auch Zeit, die Umgebung zu erkunden und Fotos von den letzten Überresten des ehemaligen künstlichen Hafens, den sogenannten Maulberrys, zu machen.
Arromanches-les-Bains war strategisch wichtig, da sie als Standort für den Bau von künstlichen Mulberry-Häfen diente, die es den Alliierten ermöglichten, Truppen und Ausrüstung effizient an Land zu bringen und die Operation Overlord zu unterstützen. Diese Mulberry-Häfen spielten eine entscheidende Rolle bei der Versorgung der alliierten Truppen während der Invasion und trugen wesentlich zum Erfolg der Operation bei. Heute erinnert die Stadt mit dem Musée du Débarquement an diese historischen Ereignisse und zieht Besucher aus aller Welt an, die mehr über die Landung der Alliierten und ihre Bedeutung erfahren möchten.
Bevor es weiterging, wollten wir es uns nicht nehmen lassen, am Küstenabschnitt noch ein paar Runden zu drehen, Auch hier war es wie auf der Strasse: Wir kamen kaum wieder weg. Unzählige Fotografen und Besucher kamen sofort hergelaufen, um Fotos zu machen.
Nachdem wir von unseren Freunden kontaktiert wurden, dass sie sich bei der ehemaligen deutschen Batterie in Longues-sur-Mer aufhielten, fuhren wir kurzerhand die paar Kilometer rüber, um sie zu besuchen. Auch wenn viele Besucher dort waren, ist es doch sehr praktisch mit unseren Motorrädern, die sich fast überall hinstellen lassen.
Die Batterie Longues-sur-Mer war eine Küstenbatterie und war mit 4 150 und einer 120mm Kanonen bestück. Di Geschütze dienten dazu, die Landungsstrände der Alliierten während der Operation Overlord zu verteidigen. Heute ist die Batterie Longues-sur-Mer ein beeindruckendes Zeugnis der deutschen Verteidigungsanlagen entlang der Normandieküste. Besucher haben die Möglichkeit, die Geschützstellungen zu erkunden und mehr über die militärischen Strategien und Ereignisse des Zweiten Weltkriegs in der Normandie zu erfahren.
Bei der Besichtigung trafen wir auf zwei weitere Reenactors, die sich das Ziel gesetzt hatten, mit historischen Fahrrädern von Ouistreham bis Cherbourg zu fahren – in kompletter britischer Uniform und in sieben Tagen. Nachdem wir die Anlage verlassen hatten, trafen wir wiederum auf die beiden. Einer von ihnen hatte sich einen Platten eingefahren, schon den zweiten innerhalb von drei Tagen. Alles Gute für die beiden.
Weiter ging’s nach Ryes zu einem weiteren britischen Friedhof, auf dem ein grosser Teil der Gefallenen Soldaten der 50th Northumbrian Division liegen, die in den ersten Wochen der Kämpfe ums Leben kamen. Der Friedhof befindet sich in der Nähe der Gemeinde Bazenville, etwa 8 km östlich von Bayeux. Der Friedhof umfasst 653 Gräber von Commonwealth-Soldaten, ein polnisches Grab und 335 deutsche Kriegsgräber.
Unter ihnen befinden sich die beiden Brüder Joseph und Robert Casson. Robert fiel am Landungstag als Mitglied der Royal Marine Commandos, sein Bruder fiel am 27. Juni als Private in der 9th Durham Light Infantry.
Deutsche Gräber auf dem Friedhof bei Ryes. Viele der hier ihre letzte Ruhe gefundenen Soldaten der Wehrmhact waren kaum älter als 20 Jahre, wenn überhaupt. Dem gegenüber waren die hier begrabenenen britischen Soldaten meist zwischen 22 und 36 Jahre alt.
In Ver-sur-Mer gönnten wir uns eine Pause von all den vielen Besuchern und nahmen uns Zeit für einige Erfrischungen. Das gab uns auch die Gelegenheit, die jeweiligen Denkmäler zu besichtigen. Eigentlich wollten wir noch zum britischen War Memorial ganz in der Nähe, jedoch war der Besucherandrang so gross, dass wir dieses Vorhaben kurzerhand abbrachen und zurück zu unserer Unterkunft fuhren. Den Abend lassen wir nun im Garten bei einem kleinen kühlen Getränk ausklingen.
4. Juni
Da sich der 6. Juni nähert, wird es immer schwieriger, unter den vielen Events das Passende zu finden, welches man dann auch rechtzeitig anfahren kann. Der Verkehr nimmt merklich zu an der Küste. Vorallem verstopfen die vielen Wohnmobile und teilweise ungeübten Fahrer/innen mit der Breite und Grösse der Fahrzeuge die Strassen in den normannischen Städtchen. Wir entschieden uns daher, uns eher im Landesinneren aufzuhalten.
Nur wenige Minuten von unserer Unterkunft besuchten wir als erstes heute Morgen den Bény-sur-Mer Canadian War Cemetery. Der Friedhof war gut besucht, und während unseres Aufenthalts fand eine Zeremonie mit Jugendlichen und Kindern aus der Region statt. Die Polizeipräsenz nimmt stetig zu. Kaum waren wir abgestiegen, waren unsere Motorräder interessanter als der Friedhof für die Gendarmen. Bei unserer Besichtigung kamen wir mit einer älteren Dame ins Gespräch, die in Graye-sur-Mer als 4-jähriges Mädchen die Invasion miterlebt hatte. Dabei hatte sie mehrere Fotos aus der Zeit, als die Kanadier ihr Dorf befreiten.
Das Bény-sur-Mer Canadian War Cemetery in der Normandie ist eine Grabstätte hauptsächlich für kanadische Soldaten, die während der Schlacht um die Normandie im Zweiten Weltkrieg fielen. Es enthält 2.048 Gräber, darunter Soldaten der 3. Kanadischen Division, Luftwaffenangehörige und einige britische und französische Gräber. Der Friedhof liegt östlich von Reviers und ist ein Ort des Gedenkens, der auch das Grab von Reverend Walter Leslie Brown beherbergt, dem einzigen Kaplan, der im Zweiten Weltkrieg kaltblütig ermordet wurde.
Eine weitere Station auf unserer Route führte uns nach Douvres-la-Délivrande zum Radar Museum 1944. Dort trafen wir auf einen Herrn aus England, dessen Vater einer von drei Meldefahrern auf BSA WM20 (wie meiner) war und während des Krieges verwundet wurde. Drei deshalb, weil immer drei Meldungen ausgehen mussten, jedoch nur eine die richtige war und auch nur für eine richtige Meldestelle gedacht war.
Das 1944 Radar Museum in Douvres-la-Délivrande liegt auf dem Gelände einer ehemaligen deutschen Radarstation, die 1942 erbaut wurde. Die Station spielte eine wichtige Rolle in der deutschen Verteidigung während der Invasion der Alliierten. Im Museum, das in zwei restaurierten Bunkern untergebracht ist, können Besucher die Geschichte der Radartechnologie und deren Einsatz im Zweiten Weltkrieg nachvollziehen. Es zeigt unter anderem einen Würzburg-Riese-Radar, der für die Luftabwehr genutzt wurde. Seit 2006 wird das Museum von der Gemeinde Douvres-la-Délivrande verwaltet und ist ein bedeutender Ort für Geschichtsinteressierte.
Bunkeranlage des Radarmuseum
Nach einer weiteren kurzen Fahrt besichtigten wir das Château de Fontaine-Henry. Im Park des ehrwürdigen Schlosses hatten sich mehrere Gruppen eingerichtet, um etwas über die Soldaten der Invasion zu erklären und ihre Ausrüstungen zu präsentieren. Wie schon in anderen ähnlichen Lagern waren leider wenige Darsteller zugegen. Die meisten waren selbst unterwegs. Die Kulisse machte jedoch wett, dass wenig da waren.
Château de Fontaine-Henry
Da wir noch geplant hatten, nach Tilly-sur-Seulles zu fahren, um um 14 Uhr an der Parade teilzunehmen, konnten wir uns dort noch eine Weile aufhalten. In Tilly-sur-Seulles hatten Teile der Durham Light Infantry gekämpft, deren Abzeichen wir auf unseren Uniformen tragen. Die Fahrt dauerte etwas länger als geplant, da auch einige Strassen im Landesinneren bereits gesperrt waren. Zudem ist das Netz der Tankstellen in dieser Region der Normandie eher mager, und wir mussten einen kleinen Umweg fahren.
Kurz nach 13 Uhr trafen wir beim Museum in Tilly-sur-Seulles ein. Wir wollten vor der Parade das Museum besichtigen. Trotz des Schildes, das anzeigte, dass geöffnet wäre, machte man Mittagspause. Neben uns standen dutzende Besucher, die zur Parade gekommen waren, vor verschlossenen Türen. Es war ja auch zu viel verlangt, an diesem Tag auch über Mittag offen zu haben. Da leider niemand Bescheid wusste und das offizielle Programm keine Informationen hergab, wann und wo das Ganze beginnen sollte, machten wir uns auf die Suche nach den anderen britischen Fahrzeugen.
Heute und Juni 1944 - Lingèvres
Beim Tilly-sur-Seulles War Cemetery fanden wir diese dann, zusammen mit vielen Besuchern aus England. Da die Organisation etwas chaotisch war und sich das Ganze in die Länge zog, hatten wir genügend Zeit, uns umzusehen. Wie schon zuvor ergaben sich auch hier viele interessante Gespräche mit den Besuchern. Ihre Geschichten sind eine wahre Inspiration und der Hauptgrund, weshalb wir das hier auch tun. Ihre Geschichten sind weder in einem Buch noch irgendwo anders zu lesen. Schicksale, die Geschichte schreiben und leider verschwinden, wenn die Menschen von uns gehen.
Statt um 14 Uhr ging es dann erst um 15 Uhr los. Die Parade durch das kleine Städtchen war sehr kurz und vor allem sehr schnell. Die Fahrt ausserhalb von Tilly führte uns zum anderen Friedhof, dem Hottot-les-Bagues War Cemetery. Dort gab es eine offizielle Kranzniederlegung mit Schulkindern. Anschliessend wurden den Kindern und Jugendlichen Fahrzeuge und Ausrüstungen erklärt. Wir präsentierten den kompletten persönlichen Kit der britischen Soldaten, vom Nähset, Bürsten, Waschrolle, über Rationen und Kochmöglichkeiten.
Nun war schon halb 5 und wir sollten rasch zurück, da wir noch eine Einladung zu einem Charity-Anlass von Home 4 Heroes an diesem Abend hatten. Der Rückweg war eine leichte Tortur, da sich unser Weg auf alten roten Strassen führte, die extrem uneben waren. Als Info für jene, die unsere Motorräder nicht so kennen: Diese haben hinten einen Starrrahmen und somit keine Federung. Der Sitz ist die Federung. Nach unserer Rückkehr ging es rasch: Durchs Umziehen und ab nach Bieville.
Links - John und Jacob Millin. Sohn und Enkel von Bill Millin. Beide spielten diese Woche an unterschiedlichen Orten, wie auch am Denkmal ihres Vorfahren mit dem Dudelsack. Rechts - Autor Neil Barber
Vor Ort trafen wir auf Freunde aus der Schweiz, Deutschland und England. Als grösste Überraschung waren Bill Millins Sohn und Enkel vor Ort und spielten zusammen mit anderen Pipers and Drums verschiedene Stücke für die Besucher. Bill Millin war der bekannte Piper, der zusammen mit Lord Lovats Commandos am 6. Juni gelandet war und dessen Denkmal wir am 2. Juni besucht hatten. Ich persönlich hatte Bill 1995 in St. Louis im Elsass getroffen. Ein weiterer Höhepunkt war das Zusammentreffen mit Neil Barber. Er ist Autor und hat schon einige Bücher über britische Geschichte geschrieben, zuletzt eines über die Einn
5. Juni
Nach dem wundervollen gestrigen Abend und einer regnerischen Nacht – der erste Regen seit unserer Ankunft am Samstag – liessen wir es heute Morgen etwas ruhiger angehen. Nach unserem gewohnten Frühstück ging es an die Vorbereitung für den Tag. Wie jeden Morgen kontrollierten wir unsere Motorräder, insbesondere den Ölstand, den man immer im Blick halten sollte.
Da wir gegen 15 Uhr beim Pegasus-Museum sein sollten für das grosse WD-Motorradtreffen, ging es auch morgens schon in Richtung Ouistreham. Den ersten Stopp machten wir in Bernières-sur-Mer beim Maison der Queen's Own Rifles of Canada.
Maison Queen's Own Rifle Regiment of Canada
Am 6. Juni um 7:15 Uhr landete das Queen's Own Rifle Regiment of Canada vor Bernières mit der Aufgabe, die Kasematte bei La Cassine auszuschalten. Um 8:05 Uhr waren die Soldaten an Land. Aufgrund des Seegangs konnte keine Artillerie oder schwere Ausrüstung angelandet werden, was zu erheblichen Verlusten führte. Es könnte gut das erste Haus auf französischem Boden gewesen sein, das von den seegestützten alliierten Streitkräften befreit wurde. In Sichtweite dieses Hauses wurden über 100 Männer der Queen's Own Rifles in den ersten Minuten der Landung getötet oder verwundet. Trotzdem gelang es ihnen, die Kasematte zu zerstören, L'Étrille und Les Goélands zu erobern und mehrere deutsche Soldaten mit Granaten zu vertreiben.
Das Haus wurde anschliessend vom britischen Admiral Cooper besetzt, der es bis September 1944 als Hauptquartier nutzte und die schwierige Aufgabe hatte, alle Nachschuboperationen für die vorrückenden alliierten Truppen zu koordinieren. Täglich kamen flachbodige Lastkähne aus England und entluden ihre Fracht am Strand von Bernières, um bei der nächsten Flut zurückzukehren.
Das Haus wurde heute zum ersten Mal seit dem Krieg für die Öffentlichkeit geöffnet. In allen Zimmern werden Geschichten von Bewohnern aus der Region und gefallenen Soldaten erzählt.
Links: Michel Lettelier - Douvers-la-Delivrande:
In der Zeit vom 5. bis 6. Juni war das Bombardement intensiver als sonst. Der Himmel stand in Flammen. Um fünf Uhr morgens rannten meine Mutter und meine Schwester zum Graben am Fusse von Madame Picards Thérbage. Dort liessen wir uns mit anderen Leuten nieder. Von Zeit zu Zeit betete meine Mutter mit mir den Rosenkranz. Nach einer kleinen Pause kehrten wir gegen zehn Uhr nach Hause zurück. Mein Vater räumte die zerbrochenen Fenster aus und wir assen zu Mittag. Am Nachmittag sahen wir Segelflugzeuge, die Truppen transportierten. Erleichtert, wie eine einfache Übung, ohne vom Feind behindert zu werden. Am Abend sahen wir in der Nähe von La Baule einen Fallschirm absteigen. Das Kanonendonner war ununterbrochen. Mit unseren Nachbarn beschlossen wir, auf Stroh zu schlafen, im Poterie-Keller am Ende der Sackgasse. Es ist immer besser als im Graben.
Rechts: Colette Le Delezir heiratet Lorand – 20 Jahre alt im Jahr 1944 – Courseulles-sur-Mer:
Seit mehreren Tagen schlafe ich nicht mehr zu Hause, sondern bei meiner Freundin Denise Levron in der Rue de l'Eglise. Am Abend des 5. Juni beginnt der Lärm von Flugzeugen und Bombenanschlägen gegen 11 Uhr. Mein Vater stellt fest, dass es nicht wie immer ist, und beschliesst, mit meiner Mutter und meinem Bruder zu mir zu kommen. Unterwegs treffen sie den alten Lehrer, Monsieur Aumont, sowie einen alten Seemann. Alle sind der gleichen Meinung: „Es passiert etwas Ungewöhnliches!“ Meine Eltern und mein Bruder kommen zu mir, zum Haus meiner Freundin, wo bereits etwa zwanzig Leute im Haus sind. Wir bleiben dort vier bis sechs Stunden. Während der Bombardierungen bewegt sich der Boden unter unseren Füssen. Nach ein paar Stunden sehen wir Soldaten ankommen, ihre Gesichter sind ganz schwarz verschmiert, mit kleinen Funkgeräten auf dem Rücken. Sie fragen uns im alten normannischen Patois, was wir dort machen, weil sie überzeugt sind, dass Courseulles evakuiert wurde. Sie übermitteln die Informationen per Telefon, sodass die Aufnahmen zeitlich versetzt erfolgen. Wenig später baten Leute von der passiven Verteidigung um einen Besuch bei meinen Eltern, um ihnen zu sagen: „Seid mutig, denn euer Haus wurde gerade zerstört!“ Mama zeigt Gelassenheit und erklärt: „Wir sind alle vier wohlauf, das ist die Hauptsache.“ Am Nachmittag schauen wir uns an, was von unserem Haus noch übrig ist. Mitten im Schutt finde ich einen Stapel Teller vom Buffet im Speisesaal. Optisch sind sie da, aber wenn ich sie aufheben möchte, verwandeln sie sich in Asche.
Links: Rémy Cassigneul – 19 Jahre alt im Jahr 1944 – Tailleville
Sehr früh am Morgen wurde ich von den Deutschen geweckt: Sie brauchten ein Pferd, das beschlagnahmt worden war. Ich fragte sie, was los sei. Sie antworteten mir: "Invasion!"Ich holte das Pferd und entdeckte das schwarze Meer der Boote. Es war die Landung! Was ich hörte, waren all diese Boote, die zusammenkrachen. Wenig später sagte eine Frau zu mir: "Bleib nicht dort, du wirst getötet!" Eine Granate schlug ein und explodierte. Ich lief über die Wiese, aber schon bald flogen fünf oder sechs Kugeln an meinen Ohren vorbei. Es waren die Deutschen, die auf mich schossen! Sie schlossen sich dem Lager an. In Basly versteckte ich mich in einem Loch, wo ich eindöste... Einen Tag später erreichte ich die Strasse, die bereits voller Kanadier war. So ging es weiter. Pel hatte die Landung gesehen! Am Morgen des 6. Juni hatte ich nichts gegessen, und was das Waschen anging, darüber reden wir besser nicht... Am Ende des Tages ging es nicht mehr, wir hatten den Eindruck, dass der Krieg vorbei sei. Wir unterhielten uns in der Nähe des Caiveire mit einem kanadischen Soldaten, der seltsames Französisch sprach. Plötzlich brach er zusammen, getroffen von einer Kugel eines deutschen Scharfschützen aus Plesse am Kopf. Wir legten ihn auf den Tisch eines Bauernhofs, wo er kurz darauf starb. Ich komme von so weit her, um getötet zu werden!!!
Am 6. Juni werde ich von Flugzeugen geweckt, die aus dem Meer kommen, und von Flugzeugen, die viel tiefer fliegen als gewöhnlich. Ich starte von sehr gutem Boden aus und das Meer ist von dichtem Nebel bedeckt. Soldaten ziehen sich bereits in Richtung Basly zurück. Ich erkundige mich nach den Offizieren des Docks, und sie sagen zu mir: "Invasion!" Sie kehren zur Farm zurück. Ich treffe einen Offizier, der ein Pferd verlangt. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, sich zu weigern, denn er ist sehr nervös. Ich bitte um einen Pass, um das Pferd auf den Feldern zu retten. Flugzeuge kommen vom Meer aus in geringer Höhe an, um ein Ziel in Richtung A zu bombardieren. Weisse und rote Fackeln dienen dazu, Rauch abzugeben, der den Ort des Bombenangriffs signalisiert. Die Angst in meinem Magen, kehre ich im Dreifachgalopp zurück. In der Zwischenzeit der deutsche Offizier... Geneviève Bourte kommt mit dem Fahrrad aus Cheux, um einige Verwandte ihrer Familie abzuholen und ihnen anzubieten, zu ihr zu kommen. Sie glaubt, dass es für sie sicherer wäre, wenn sie die Stadt verlassen. Sie kann sie jedoch nicht finden, weil sie sich auf den Weg gemacht haben, um nach Chet des Aisins zu fliehen. Im selben Moment fiel eine fette Person auf den Türpfeiler. Es ist ein Wunder, dass wir nicht verletzt wurden. "Bleib nicht länger dort", schreit Geneviève, "du wirst getötet!" Die Bomben fallen auf das Dorf. Um sie zu vermeiden, fliegen Kugeln an meinen Ohren vorbei, und ich krieche in das hohe Gras. Sie besetzen eine Betonkonstruktion in der Gegend. Mein Taschentuch in der Gegend – ich hoffe, dass sie mich wiedererkennen – und ziehen sich in Richtung des Lagers von Dover zurück, wo es grosse Schutzräume gibt. Sie wollen, dass ich gehe, aber ich habe es nicht eilig. Überall schlagen Granaten ein, und einer der Deutschen wird getötet. Ich werfe mich in meine Deckung und bleibe dort. Warten Sie, bis der Angriff vorbei ist. Die Strasse ist bereits voll von Kanadiern. Es scheint, dass der Krieg vorbei ist. Ein kanadischer Soldat erzählt seine Geschichte, und eine kleine Gruppe bildet sich um ihn. Wir bringen ihn zur Farm von Marcel Beuet, wo er kurz darauf stirbt. Er kommt von so weit weg und wird von einer Kugel am Kopf getroffen.Leider ist es noch nicht vorbei. Ein Nachbar erzählt mir, dass mein Onkel gerade auf seiner Farm getötet wurde. Eine Granate verfehlte ihn durch das Fenster und tötete ihn am Kopf. Es ist eine Katastrophe. Als Veteran des Krieges von 1914/18 hätte er so gerne mit unseren Befreiern gesprochen und das ganze Spektakel genossen. Der Chef der kanadischen Abteilung bittet unseren Bürgermeister, dass kein Bürger in den Ländern bleibt. Wir improvisieren Zelte auf einer Rasenfläche. Wir stellen ein Strohbett und Decken als Bett auf. Der Bürgermeister bittet einen Ingenieur, ein Nachthemd von ihren Vorfahren zu machen. In dieser friedlichen Ruhe kann uns nichts passieren. Der längste Tag geht für uns zu Ende!
Rechts: Françoise de Reviers de Mauny – 20 Jahre alt im Jahr 1944 - Ordensschwester in Notre Dame de Fidélité in Douvres-la-Délivrande
Im März 1944 kamen Adrien im Alter von 6 Jahren und Arthur im Alter von 8 Jahren zu uns. Es war eine Nonne, die sich um sie kümmerte. Wir nennen sie „kleines A“ und „grosses A“. Sie sind sehr mutig und beschweren sich nie. Wir sagen nie ihren Nachnamen. Ich habe die Gewohnheit am 19. Mai 1944 angenommen. Die Lebensregeln sind sehr streng. Mit den anderen Schwestern darf ich nicht ausgehen. Ich bleibe im Kloster und weiss nichts darüber, was draussen vor sich geht. Am Morgen des 6. Juni, gegen 6:30 Uhr, betete ich gerade, als eine Schwester angerannt kam: "Sie kommen, sie kommen, kommt und seht, es ist fantastisch!" Wir steigen mit voller Geschwindigkeit in den 4. Stock, in einen Dachboden, von wo aus wir das Meer sehen können. Der frühe Morgen beginnt zu dämmern. In der Ferne sehen wir eine Menge Schiffe ankommen. Wir sind fassungslos, ohne Worte, vor dieser kompakten Masse. Dann beginnen die Granaten zu fallen. Plötzlich ein riesiger Lärm ganz in unserer Nähe: Es ist die erste Beschuss eines Marineschiffs, der in das etwa fünfzig Meter entfernte Treppenhaus einschlägt. Wir nehmen Zuflucht im Erdgeschoss, in einem Raum neben der Lalique-Kapelle. Das Dach, ein Teil der Böden und die Treppe stürzen ein. Mehrere von uns entkamen knapp den Splittern. Unser Refektorium wird getroffen. Eine Minute zuvor bereitete dort ein Koch das Essen zu. Der Generalobere hatte ihm befohlen: „Raus, es ist verdammt gefährlich!“
Die Bombardierungen kommen vom Meer, aber auch vom Land und verstärken sich. Also flüchten wir in den Keller und rufen alle zusammen, um zu überprüfen, ob niemand vermisst wird, ohne dabei das kleine A und das grosse A zu vergessen. Zwei kleine Stimmen antworten „anwesend“. Die Einwohner von Dover suchten Zuflucht in einem anderen Keller. In Douvres-la-Délivrande wurden dreizehn Menschen getötet, darunter unser Kaplan und zwei weitere Patres von Delivrande. Angesichts dieses Schmerzes fällt es uns schwer, die Freude der Befreiung zu erleben.
Natürlich liessen wir es uns nicht nehmen, am Strand auf und ab zu gehen. Morgen, am 6. Juni, wird es im gesamten britischen Sektor kaum möglich sein, an den Strand zu gelangen.
Weiter ging es nach Lion-sur-Mer, wo zwei Spitfires ausgestellt sein sollten. Im Ort angekommen, sahen wir überall Plakate und Banner, die für die Spitfires und das Festival warben. Nachdem wir den Ort durchquert hatten und weder Wegweiser noch sonstige Hinweise gesehen hatten, suchten wir den Event auf Facebook. Doch auch der angegebene Punkt auf Facebook stimmte nicht. Nach Rückfrage bei Einheimischen wurde uns der Weg gewiesen. Ohne ihre Hilfe hätten wir den Ort nicht gefunden. Keine Wegweiser, keine Hinweise. Gar nichts.
Nach einigen Gesprächen ging es weiter via Ouistreham nach Bénouville zur Pegasusbrücke zum Mittagessen.
An der Brück war es bereits sehr voll und es herrschte eher Volksfeststimmung als eine Gedenkveranstaltung. Die Strassen um die kleine Ortschaft waren kilometerweit komplett verstopft. Neben vielen Zuschauern gab es natürlich auch eine Fülle an Menschen in Uniformen und Ähnlichem. Zudem floss der Alkohol in Strömen. Auch wenn wir natürlich kein Massstab für das Ganze sind, war es schrecklich, wie einige Leute in seltsamen und unpassenden Uniformkombinationen sich unter das Volk mischten. Eines der wichtigsten Accessoires heute war natürlich die Sonnenbrille, die in jeglicher Form vertreten war.
Die andre Seite der Medaille - Eines der hauptsächlichste Accessoires zur Uniform des 2. Weltkriegsoldaen an DDay gehört eine Sonnenbrille, Bärte und lange Haare und Alkohol in rauen Mengen.
Nur zweimal in den zwei Stunden, die wir dort waren, kam etwas wie Gedenken auf. Erstens, als eine ganze Kolonne von britischen Limousinen mit britischen Veteranen vorbeifuhr, und etwas später, als mehrere Busse mit amerikanischen Veteranen vorbeikamen. Für einen kurzen Augenblick waren die Leute ruhig und applaudierten.
Corso mit britischen Veteranen quert die Brücke
Kurz vor 15 Uhr fuhren wir dann selbst über die Brücke, um im Innenhof im Pegasusmuseum neben der originalen Brücke von vor 1994 unsere Motorräder zu parken. Rund 160 britische Motorräder aller möglichen Marken wie BSA, Matchless, Royal Enfield, Ariel, AJS und Triumph konnten bestaunt werden. Einige waren wunderbar restauriert, bei anderen fragte man sich, ob sie überhaupt noch fahrtüchtig sein dürften. Rund 2 Stunden lang konnten wir fachsimpeln, staunen und plaudern. Auch einige britische Veteranen des Koreakrieges waren zugegen.
Als Abschluss wollten wir nochmals zur Batterie de Merville. Dort fand bei unserer Ankunft die offizielle Gedenkveranstaltung statt. Leider konnte kein Veteran der Einnahmen am 6. Juni 1944 daran teilnehmen. Der letzte Angehörige des 9. Bataillons, der bei der Erstürmung am 6.6.44 dabei war, ist vergangenes Jahr verstorben. Die Zeremonie war wie gewohnt sehr würdevoll und dauerte fast 1 1/2 Stunden. Als Abschluss wurden Brieftauben als Zeichen des Friedens freigelassen.
Eigentlich sollten um 18 Uhr noch Fallschirmspringer abspringen, aber leider kamen diese nicht. Mehrere hundert Besucher hatten sich in der Anlage und auf der anderen Strasenseite versammelt, um dieses Schauspiel zu bestaunen. Leider gab es auch hier keine Information oder sonstiges. Gegen 19:00 Uhr machten wir uns auf den Rückweg, mitten durch ein immer noch verstopftes Bénouville und über die Pegasusbrücke. Morgen am 6. Juni werden wir ebenfalls unterwegs sein. Wo und wie, wissen wir noch nicht. Vieles wird gesperrt sein.
6. Juni
DDay. Lange haben wir gerungen, ob wir früh aufstehen sollten und einen der Strandabschnitte anfahren, mit dem Wissen, dort bis 15 Uhr nicht mehr wegzukommen, oder etwas länger liegen zu bleiben und später an der Küste entlang unser Glück zu versuchen. Nach unseren Informationen von Freunden, welche sich von der Küste entfernen wollten, um übers Land zu fahren, hatten wir uns schliesslich für die zweite Variante mit dem etwas späteren Start entschieden. Eigentlich dachten wir nicht mal, nach Courseulles-sur-Mer zu kommen, da unsere Ortschaft eigentlich ausserhalb der Sperrzone liegt. Ausser dass an jeder Kreuzung 2-5 Gendarmen standen, konnten wir zufahren. Wir waren einfach alleine. Keine Autos und keine anderen Motorräder. So fuhren wir Richtung Arromanches, um zu versuchen, irgendwo eine Strasse, die nicht gesperrt war, zum Juno Beach zu finden.
D-Day80 - Landeabschnitt Juno Beach 6. Juni 2024
Die zweite Zufahrt zum Strand war schon offen und wir fuhren geradewegs zum Strand hinunter, an dem sich verschiedene Besucher eingefunden hatten. Einige versuchten, auf dem Weg der Küste entlang zur Zeremonie zu gelangen.
Juno Beach war einer der fünf Strände der Alliierten Invasion in der Normandie am D-Day, 6. Juni 1944. Der Strand erstreckte sich über 10 km zwischen den Dörfern Courseulles-sur-Mer und Saint-Aubin-sur-Mer.
Die 3. Kanadische Infanteriedivision und die 2. Kanadische Panzerbrigade landeten dort sowie einige britische Einheiten, wobei sie auf starke deutsche Verteidigungsstellungen stiessen, die von der 716. deutschen Infanterie-Division gehalten wurden. Trotz schwerer Verluste konnten die Kanadier den Strand sichern und tief ins Landesinnere vordringen.
Rund 14.000 kanadische Soldaten landeten am Juno Beach. Sie erlitten etwa 1.200 Verluste, einschliesslich Toter, Verwundeter und Vermisster. Trotz dieser hohen Verluste gelang es den Kanadiern, bis zum Ende des Tages tiefer ins Landesinnere vorzudringen als jede andere alliierte Truppe und mehrere strategische Ziele zu sichern.
Heute erinnern zahlreiche Gedenkstätten und Museen an die Opfer und Ereignisse des D-Days. Das Juno Beach Centre in Courseulles-sur-Mer bietet eine umfassende Darstellung der kanadischen Beteiligung am Zweiten Weltkrieg und der Invasion in der Normandie.
Da wir die einzigen in historischen Uniformen am Strand waren, waren wir natürlich ein einladendes Fotomotiv. Daraus entstanden wiederum, wie die Tage zuvor, wundervolle und informative Geschichten. Einem Besucher sein Grossvater war genau da, wo wir standen, als Royal Engineer der britischen Streitkräfte gelandet, inmitten der kanadischen Einheiten. Er hatte den Krieg überlebt und war bei der Befreiung von Frankreich in Holland und Deutschland dabei.
Ein anderer berichtete, dass sein Vater in Nordafrika (Tobruk) und später in Italien kämpfte. In Afrika verlor seine Einheit in der ersten Nacht viele Soldaten, die zum Schutz unter den Panzern schliefen, diese aber in der Nacht im Sand versanken und die Soldaten erdrückten.
Ich hatte für diesen Tag zu meinen anderen Ausrüstungen zusätzlich ein Battle Jerkin mitgebracht, welches bei der Landung in der Normandie eingesetzt wurde, jedoch bei den Soldaten sehr unbeliebt war. Dazu trug ich einen Life Belt, jene Schwimmweste, die von den anlandenden Truppen zum Schutz getragen wurde. Wer eine solche Weste mal getragen hat, weiss, dass diese wahrscheinlich nur einen einen psychologischen Wert hatte.
Nach einem kleinen Mittagessen aus der Rationsdose fuhren wir mit unseren Motorrädern Richtung Arromanches. Es war schon 13:30 Uhr und langsam aber sicher sollten die Sperren sich öffnen. Die Zufahrt war zwar noch gesperrt, aber ins Zentrum wollten wir gar nicht, da es dort sicher ähnlich aussehen sollte wie tags zuvor an der Pegasus-Brücke.
Oberhalb des Strandes gibt es eine Aussichtsplattform sowie das Denkmal der britischen Royal Engineers, sowie Brückenelemente der Mulberry-Häfen. Zudem ist die Aussicht fantastisch und man kann den ganzen erhaltenen Teil des damals künstlich angelegten Hafens sehen.
Auf den Wiesen rund um die Denkmäler hatten sich zahlreiche Zuschauer eingefunden und waren am Picknicken. Aus der Ferne konnten wir den Anflug der Red Arrows sehen, die über Arromanches einen Flyby durchgeführt hatten. Ansonsten konnten wir über die Klippen beobachten, wie unzählige Fahrzeuge auf dem Strand durch das salzige Wasser ihre Runden drehten.
Da unser Kühlschrank leer wurde, wollten wir noch auf dem Heimweg einkaufen gehen und vor allem nicht wieder erst um 21 Uhr in der Unterkunft sein. So machten wir uns gemütlich auf den Heimweg. Dabei besuchten wir noch weitere Denkmäler und das Gelände rund um das Juno Beach Center.
Das Juno Beach Centre in Courseulles-sur-Mer, Frankreich, ist das einzige kanadische Museum, das sich den D-Day-Landungen und Kanadas Beitrag zum Zweiten Weltkrieg widmet. Es liegt unmittelbar hinter dem Strandabschnitt Juno Beach.
Das Zentrum bietet umfassende Informationen über die kanadischen Anstrengungen im Zweiten Weltkrieg und zeigt sowohl permanente als auch temporäre Ausstellungen. Diese Ausstellungen decken verschiedene Aspekte ab, von emotionalen und reflektierenden Bereichen bis hin zu Entdeckungen und Erinnerungen. Zudem gibt es spezielle Programme und Veranstaltungen, die tiefere Einblicke in die kanadische Kultur und Geschichte ermöglichen.
Obstacle-clearance Churchill "Avenger"
Rund um das Museum befindet sich der Juno Park, der historische Überreste des Atlantikwalls enthält, darunter Bunker und andere Befestigungsanlagen. Dazu gehört der abgebildete Churchill Mk IV AVRE ''One Charlie''.
Der Obstacle-clearance Churchill "Avenger" der britischen 26th Engineer Squadron landete am Morgen des 6. Juni 1944, dem D-Day. Er sank in einen vier Meter tiefen Bombentrichter, der vom flachen überfluteten Gebiet umgeben war und dem Fahrer verborgen blieb. Vier der sechs Besatzungsmitglieder wurden beim Versuch zu entkommen von deutschem Maschinengewehr- und Gewehrfeuer getötet, die beiden anderen wurden schwer verletzt und mussten später evakuiert werden.
Dieser Churchill Mk IV AVRE-Panzer war darauf ausgelegt, sich Befestigungen zu nähern und sie mit seinem Mörser zu zerstören. Eine Brücke wurde über den versunkenen Panzer gebaut, um den alliierten Truppen das Überqueren des überfluteten Gebiets zu ermöglichen. Der Panzer blieb 32 Jahre lang vergraben. Im November 1976 wurde er von einem Team britischer Soldaten und Ingenieure aus seinem Kriegsgrab gehoben. Die beiden überlebenden Besatzungsmitglieder, Fahrer Bill Dunn und Bill Hawkins, sowie der D-Day-Panzereinheitskommandant General A.E. Younger waren bei der Bergung anwesend.
Nach seiner Restaurierung wurde der Panzer auf einem Betonsockel als Denkmal für alle tapferen Soldaten, die an diesem Küstenabschnitt am D-Day starben oder verwundet wurden, aufgestellt. Er befindet sich nur wenige Meter von der Stelle entfernt, an der er in das grosse überflutete Bombenloch sank. Als Bill Dunn 2014 starb, wurden gemäss seinem letzten Wunsch seine Asche am 8. November 2014 neben seinem Panzer "One Charlie" verstreut. Eine kleine Gedenktafel erinnert daran, angebracht an einem grossen Stein neben dem Panzer.
Morgen sind wir an drei unterschiedlichen Events zugegen.
Durch das Salzwasser ausgefettete Schuhe. Trotz ausstopfen mit Papier dauerte es 2 Tage, bis diese wirklich trocken waren
7. Juni
Zum zweitletzten Mal in dieser Woche machten wir heute Morgen erneut unsere Motorräder bereit. Der heutige Morgen stand ganz im Zeichen von drei Gedenkveranstaltungen rund um die Operation Perch (Raum Tilly-sur-Seulle).
Die Zeremonie beim Dragoon Monument in Les Verrières war die erste Station. Dort war der letzte Überlebende der damaligen Panzerbesatzungen anwesend, der damals 18 Jahre alt war und als Lader in einem Sherman Firefly diente. Anschliessend ging es weiter zur Kirche in Lingèvres, an der wir bereits diese Woche einmal standen.
Dort fanden aufeinanderfolgende Gedenkveranstaltungen statt. Zum einen für die Soldaten der 50. Northumbrian Division und zum anderen beim Denkmal auf der Seite der Kirche für die Soldaten des Durham Light Infantry. Der Gedenkstein wurde auf Initiative der Feuerwehr von Durham aufgestellt, und jedes Jahr kommen zum Jubiläum zwei Feuerwehrleute aus Durham zur Gedenkveranstaltung.
Vor Ort trafen wir unter anderem auf eine Gruppe von Engländern, welche ebenfalls die Durham Light Infantry als ihre Referenzeinheit darstellt . Zudem waren einige Freunde aus Holland ebenfalls vo Ort, sowie unsere englischen Freunde vom Dienstag.
Operation Perch
Mit der 50. (Northumbrian) Infanteriedivision begann die Operation Perch. Nach der Einnahme von Bayeux sollte die Division die Route nach Tilly-sur-Seulles sichern und dann durch die Panzer Lehr Division durchbrechen. Dieser Angriff würde von einem Schlachtschiff, zwei Kreuzern und Luftunterstützung unterstützt. Nach der Konsolidierung eines neuen Brückenkopfs sollte die 7. Panzerdivision nach Villers-Bocage und dann über Évercy nach Caen vorstossen. Diese letzte Etappe sollte von Fallschirmjägern der 1. Luftlandedivision unterstützt werden, doch Air Chief Marshal Sir Trafford Leigh-Mallory verweigerte die Transportflugzeuge wegen der hohen Gefahr für die Piloten. Montgomery war wütend, gab aber später zu, dass Leigh-Mallorys Entscheidung richtig war.
Bayeux wurde leicht eingenommen, aber danach geriet die 50. Division in den Bocage, die berüchtigten Hecken der Normandie, in denen die Panzer Lehr Division ihre Panzer und Panzerabwehrkanonen verstecken konnte. Montgomery entschied, dass die 7. Panzerdivision einen grossen Bogen nach Villers-Bocage machen sollte. Während die 7. Panzerdivision ihren Ausbruch vorbereitete, plante die Panzergruppe West einen Angriff. Diese Planung führte dazu, dass deutsche Panzer tagsüber verlegt wurden, was wegen der kontinuierlichen Angriffe der alliierten Jagdbomber hohe Verluste verursachte.
Am 10. Juni begann der Ausbruch der 7. Panzerdivision nach Tilly-sur-Seulles. An vorderster Front war die 22. Panzerbrigade mit dem 4th County of London Yeomanry (CLY), die von Bayeux aus auf der Hauptstrasse vorrückte. Dahinter folgte das 5th Royal Tank Regiment (RTR). Die letzte Kolonne zog westlich und nach Blary dann südlich. Die beiden Einheiten wurden sehr nah gestoppt und in der deutschen Verteidigung festgehalten. Nicht nur die Deutschen, sondern auch Eigenbeschuss durch die 8. Panzerbrigade zerstörte zwei Panzer des 4th CLY, bedingt durch schlechte Kommunikation zwischen den Einheiten. Am 11. Juni setzte die Kolonne ihren Marsch fort, wurde jedoch erneut gestoppt, als die Deutschen einen Gegenangriff starteten. Innerhalb weniger Minuten wurden 10 Sherman-Panzer von deutschen Panther- und Panzer IV-Panzern abgeschossen. Auch vier Selbstfahrlafetten und ein M10 wurden zerstört, während die Briten nur einen deutschen Panzer zerstörten. Am Nachmittag entschied das XXX. Korps, dass die 56. Infanteriebrigade den Angriff der 22. Panzerbrigade übernehmen sollte. Die 4th CLY kam unter das Kommando der 56. Infanteriebrigade und das 2nd Essex unter das der 22. Panzerbrigade.
Am nächsten Tag zog die 131. Infanteriebrigade der 7. Panzerdivision durch die 56. Infanteriebrigade und bezog Frontstellungen. Das 1st/5th Bataillon des Queen’s Royal Regiment der 131. Infanteriebrigade nahm westlich von Tilly-sur-Seulles Stellung. Am 12. Juni nahm das 1st/6th Queen’s der 131. Infanteriebrigade Stellungen südlich von Foliot ein, während das 1st/7th Queen’s nördlich von Ste-Honorine-de-Ducy Position bezog. Langsam aber sicher waren die Briten in Position, um nach Villers-Bocage durchzubrechen. Die Hauptstreitmacht sollte über die D99 vorrücken, mit dem Ausgangspunkt Saint-Paul-du-Vernay. Zur Verstärkung dieser Truppen sollte die Strasse zwischen Tilly-sur-Seulles und Saint-Paul-du-Vernay, die D13, gesichert werden. Diese Aufgabe wurde zwei Bataillonen der Durham Light Infantry, dem 6. und 9. DLI, mit Unterstützung eines Panzerregiments der 4th/7th Royal Dragoon Guards der 8. Panzerbrigade übertragen. Diese Einheiten wurden südlich auf zwei getrennten Routen nach Lingèvres geschickt.
Der Angriff auf Lingèvres
Lingèvres wurde am 14. Juni über zwei Strassen aus dem Norden angegriffen: die D33A (die 9th Durham Light Infantry, DLI) und die D187 (die 6th DLI aus Les Verrières). Am Nachmittag äusserte Lt-Col Wood vom Hauptquartier der 151. Infanteriebrigade Zweifel an einem Angriff bei Tageslicht aufgrund der hohen Verluste, aber seine Einwände wurden zurückgewiesen. Der Druck, den Brückenkopf zu erweitern, war so gross, dass Geschwindigkeit entscheidend war.
Der Beginn des Angriffs
Am 14. Juni um 10 Uhr beschossen Typhoon-Jagdbomber den Waldrand nördlich von Lingèvres. Auch Artilleriegeschosse der 5th Army Group Royal Artillery, unterstützt von einem amerikanischen Bataillon, trafen die feindlichen Stellungen. Um 10:15 Uhr begann der Vormarsch über eine breite Front, als die 9th DLI die D33A hinunterzog. Mit aufgepflanztem Bajonett wirkte der Angriff wie im Ersten Weltkrieg. An den Flanken fuhren die Panzer der 4th/7th Dragoon Guards. Als die Briten den Wald erreichten, eröffneten die Deutschen das Feuer. Es war ein Gemetzel, bei dem die A-Kompanie auf der linken Seite alle Offiziere verlor, einschliesslich der vorgeschobenen Beobachtungsoffiziere, die für die Artillerieunterstützung entscheidend waren. Die B-Kompanie übernahm die Führung, erlitt jedoch ebenfalls hohe Verluste. Die C- und D-Kompanie auf der rechten Seite stiessen auf weniger Widerstand. Lt-Col Wood befahl Major John Mogg, mit beiden Kompanien vorzurücken, während er versuchte, die A- und C-Kompanie zur Unterstützung einzusetzen. Dies war Woods letzter Funkspruch, kurz darauf wurde sein Fahrzeug von einem Mörser getroffen, und er wurde getötet. Major Mogg übernahm seine Aufgaben.
Gegen Mittag rückte die 9th DLI mit Unterstützung der Panzer der 4th/7th Dragoon Guards nach Lingèvres vor und begann, das Dorf von Deutschen zu säubern. Die Panzer des 4th Troop der A Squadron bestanden aus drei Sherman-Panzern mit 75-mm-Kanonen und einem Sherman Firefly mit einer 17-Pfünder-Kanone. Der ursprüngliche Firefly des 4th Troop hatte sich verirrt, daher wurde ein weiterer unter dem Kommando von Sergeant Wilf Harris hinzugefügt. Harris wurde in Lingèvres angewiesen, auf zwei Panther-Panzer aufzupassen, die in der Nähe patrouillierten.
Lingèvres wurde am 14. Juni über zwei Strassen aus dem Norden angegriffen: die D33A (die 9th Durham Light Infantry, DLI) und die D187 (die 6th DLI aus Les Verrières). Am Nachmittag äusserte Lt-Col Wood vom Hauptquartier der 151. Infanteriebrigade Zweifel an einem Angriff bei Tageslicht aufgrund der hohen Verluste, aber seine Einwände wurden zurückgewiesen. Der Druck, den Brückenkopf zu erweitern, war so gross, dass Geschwindigkeit entscheidend war.
Am 14. Juni um 10 Uhr beschossen Typhoon-Jagdbomber den Waldrand nördlich von Lingèvres. Auch Artilleriegeschosse der 5th Army Group Royal Artillery, unterstützt von einem amerikanischen Bataillon, trafen die feindlichen Stellungen. Um 10:15 Uhr begann der Vormarsch über eine breite Front, als die 9th DLI die D33A hinunterzog. Mit aufgepflanztem Bajonett wirkte der Angriff wie im Ersten Weltkrieg. An den Flanken fuhren die Panzer der 4th/7th Dragoon Guards. Als die Briten den Wald erreichten, eröffneten die Deutschen das Feuer. Es war ein Gemetzel, bei dem die A-Kompanie auf der linken Seite alle Offiziere verlor, einschliesslich der vorgeschobenen Beobachtungsoffiziere, die für die Artillerieunterstützung entscheidend waren. Die B-Kompanie übernahm die Führung, erlitt jedoch ebenfalls hohe Verluste. Die C- und D-Kompanie auf der rechten Seite stiessen auf weniger Widerstand. Lt-Col Wood befahl Major John Mogg, mit beiden Kompanien vorzurücken, während er versuchte, die A- und C-Kompanie zur Unterstützung einzusetzen. Dies war Woods letzter Funkspruch, kurz darauf wurde sein Fahrzeug von einem Mörser getroffen, und er wurde getötet. Major Mogg übernahm seine Aufgaben.
Durch eine Mine zerstörter Bren Carrier in Tilly-sur-Seulles - Foto by Sergeant Midgley No 5 Army Film & Photographic Unit - Quelle Wikipedia
Kampf gegen Panther-Panzer
Gegen Mittag rückte die 9th DLI mit Unterstützung der Panzer der 4th/7th Dragoon Guards nach Lingèvres vor und begann, das Dorf von Deutschen zu säubern. Die Panzer des 4th Troop der A Squadron bestanden aus drei Sherman-Panzern mit 75-mm-Kanonen und einem Sherman Firefly mit einer 17-Pfünder-Kanone. Der ursprüngliche Firefly des 4th Troop hatte sich verirrt, daher wurde ein weiterer unter dem Kommando von Sergeant Wilf Harris hinzugefügt. Harris wurde in Lingèvres angewiesen, auf zwei Panther-Panzer aufzupassen, die in der Nähe patrouillierten.
Harris positionierte seinen Firefly im Osten des Dorfes an der D13 in Richtung Tilly-sur-Seulles. Zwei andere Sherman-Panzer mit 75-mm-Kanonen wurden an anderen Kreuzungen im Westen und Süden positioniert. Der Kommandeur der A Squadron, Lt. Alastair Morrison, stellte seinen Panzer in der Nähe des Kirchturms auf. Corporal Johnson positionierte seinen Sherman an der Kreuzung in Richtung Longraye. Ein weiterer Sherman-Panzer diente als Beobachtungsposten (OP) ohne Kanone, um Platz für einen Kartentisch und Funkgeräte zu schaffen. Von diesem OP aus konnte der vorgeschobene Beobachtungsoffizier, Major Swann, Artillerie anfordern, falls die Deutschen einen Gegenangriff starteten.
Zehn Minuten nach der Positionierung bemerkte Harris einen Sherman-Panzer mit zwei folgenden Panther-Panzern. Der deutsche Sherman war ein Köder. Harris liess ihn passieren und konzentrierte sich auf die Panther. Auf 400 Meter Entfernung zerstörte Harris den ersten Panther mit einem Schuss. Der zweite Panther wurde ebenfalls ausser Gefecht gesetzt. Harris zog sich hinter einen kleinen Bauernhof zurück. Major Mogg führte persönlich eine PIAT-Einheit zu dem beschädigten Panther und zerstörte ihn.
Eine andere Gruppe entdeckte einen Panther in einem Schuppen nahe der Strasse nach Longraye (D187 im Süden). Ihr PIAT versagte jedoch, und sie mussten zusehen, wie der Panther nach Süden zog. Kurz darauf wurde der 75-mm-Sherman von Cpl. Johnson, der die Strasse nach Longraye bewachte, mit einem einzigen Schuss zerstört. Nur ein Besatzungsmitglied blieb unverletzt, die anderen wurden verwundet oder getötet. Cpl. Johnson starb am nächsten Tag an seinen Verletzungen. Eine kurze Zeit lang herrschte Ruhe in Lingèvres, aber gegen 16:15 Uhr wurde gemeldet, dass deutsche Panzer westlich des Dorfes auf der D13 von Balleroy gesichtet wurden. Harris brachte seinen Firefly in eine neue Position, während Captain John Stirling seinen Sherman 500 Meter nordwestlich aufstellte. Stirling zerstörte einen Panther, der die Flanke deckte. Harris fand eine perfekte Stelle für einen Hinterhalt und wartete auf das Erscheinen der deutschen Panzer. Auf einer kleinen Strasse links der D13 konnte er die gesamte D13 einsehen, während die Häuser ihn verdeckten. Der erste Panther wurde ausser Gefecht gesetzt, bevor er das Dorf erreichte. Der zweite passierte den zerstörten Panther und wurde ebenfalls von Harris getroffen. Der Kettenantrieb wurde beschädigt, aber der Panther erreichte das Dorfzentrum, wo die Besatzung den beschädigten Panzer verlassen musste. Ein dritter Panther versuchte sein Glück, wurde jedoch von Harris' Firefly abgeschossen. Danach stoppten die deutschen Gegenangriffe, um Lingèvres zurückzuerobern.
Insgesamt wurden neun deutsche Panzer durch die Panzerabwehrwaffen der Durham Light Infantry und deren Panzerunterstützung ausser Gefecht gesetzt. Fünf dieser Panzer wurden von Harris' Firefly und der Treffsicherheit von Mackillop zerstört, der fünf Panther mit fünf Schüssen erledigte. Lingèvres blieb in den Händen der 9th DLI, die später am Abend von den 2nd Glosters der 56th Infantry Brigade abgelöst wurden. Von den 590 Männern, die an diesem Tag in die Schlacht zogen, wurden 22 Offiziere und 226 weitere Soldaten getötet, verwundet oder vermisst. Die 6th DLI hielten ihre Position bei Les Verrières, mussten jedoch in der Nacht zurückweichen. Auch ihre Verluste waren hoch: 100 Mann wurden getötet, verwundet oder vermisst. Fünf unterstützende Panzer der B Squadron der 4th/7th Dragoon Guards gingen verloren, und 17 Besatzungsmitglieder wurden getötet.
Port-en-Bessin
Nach endlosen Gesprächen mit Zeitzeugen aus dem Ort fuhren wir nach Port-en-Bessin. Dort sollte um 16 Uhr eine der Paraden stattfinden, an der wir uns angemeldet hatten. Marc de Bolster aus Holland hatte diese Parade organisiert. Als Auflage gab es zur Anmeldung ein 8-seitiges Regelwerk der französischen Behörden. Viele der Auflagen, wie zum Beispiel das Ausziehen der Uniform nach dem Anlass, waren schlichtweg nicht umzusetzen, da der Ort vor lauter Leuten in Uniform nur so wimmelte.
Da wir etwas früh dran waren, gönnten wir uns im Ort noch ein kleines Mittagessen. Dabei ist mir der Turm auf der anderen Seite aufgefallen.Der kam mir doch sehr bekannt vor aus dem Film "Der längste Tag" von 1962. Im Ort wurden damals die Szenen mit Korvettenkapitän Philippe Kieffer und dem 1er Bataillon de Fusilier Marins Commandos (BMFC), welches zum britischen No 4 Commando gehörte, zur Erstürmung des Casinos in Ouistreham nachgestellt, nur dass es sich beim Ort um Port-en-Bessin handelte. Neben dem bekannten Turm ist auch noch die Strasse zu erkennen, auf der die Nonnen den verwundeten zu Hilfe eilten.
Zudem ist auf einem Gebäude unter der neuen Schrift auch noch der Schriftzug von Ouistreham zu sehen. In der damals gedrehten Szene sieht alles sehr weit auseinandergezogen aus. In Wirklichkeit dürfte das Kulissencasino vom Film etwa 200 Meter vom nächsten Haus entfernt gestanden haben. Port-en-Bessin hat jedoch wie im Film eine Commando-Vergangenheit.
Zeitzeugen des Filmes"der längste Tag. Links - Schriftzug Ouistraham - Rechts - Zugangsstrase, welche von den Nonnen zu den Verwundeten genommen wurde.
Da wir noch etwas früh waren, besuchten wir vor der Parade des Royal Marine Commando Denkmal oberhalb von Port-en-Bessin.
Operation Aubery
Die Schlacht von Port-en-Bessin, auch bekannt als Operation Aubery, fand vom 7. bis 8. Juni 1944, in einem kleinen Fischerhafen westlich von Arromanches während der Landung in der Normandie im Zweiten Weltkrieg statt.
Das Dorf lag zwischen dem Omaha Beach im Westen im Sektor des U.S. V Corps und dem Gold Beach im Osten im Sektor des britischen XXX Corps. Ein Ziel während Operation Overlord war der eroberte befestigte Hafen durch das No. 47 (Royal Marine) Commando der 4. Spezialbrigade. Die 47 (RM) Commando hatten etwa 300 Männer übrig, nachdem sie 28 getötet oder ertrunken, 21 verwundet und 27 vermisst hatten. Die Commandos liehen sich ein Radio vom Hauptquartier der 231. Infanteriebrigade aus und machten sich in Richtung Port-en-Bessin auf den Weg.
Die Marines wurden angewiesen, Truppen des 726. Regiments der 716. Statischen Infanteriedivision in Longues-sur-Mer auf der Strasse von Arromanches nach Port-en-Bessin zu meiden, indem sie ins Landesinnere zogen, bevor sie sich auf den 19 km langen Weg zum Hafen machten und sich mit der Ersten US-Armee verbanden, als sie sich von Omaha Beach aus vorwärtsbewegten. Am frühen Abend trafen die 47 Commando deutsche Truppen bei La Rosière, wo ein Kommando getötet und elf Kommandos verwundet wurden. Deutsche Waffen und Ausrüstung wurden von den Männern des 47 Commando übernommen, um die Ausrüstung zu ersetzen, die sie während der Landung verloren hatten. Als die Sonne unterging, hatte das 47 Commando den Punkt 72 bei Escures erreicht, etwa 2,4 km vom Hafen entfernt, wo sie sich eingruben, um sich darauf vorzubereiten, die deutschen Stellungen in und um Port-en-Bessin am nächsten Morgen früh anzugreifen. Die Hauptverteidigungslinien von Port-en-Bessin befanden sich auf 61 m hohen Klippen, die als westliche und östliche Merkmale bekannt waren, auf beiden Seiten der Senke, in der der Hafen lag. Eine eingegrabene und betonierte Position war südlich des Hafens an der Bayeux-Strasse gebaut worden, mit weiteren Verteidigungen im Hafen. Bevor das Funkgerät repariert wurde, um Deckungsfeuer zu arrangieren, begannen die Marines einen Häuserkampf durch den Hafen. Die Verteidigungsstellung an der Bayeux-Strasse wurde gestürmt und schnell überwunden und ihre Insassen gefangen genommen.
Am Nachmittag, nach einem Beschuss durch die HMS Emerald und drei Staffeln von Typhoons, die RP-3-Raketen abfeuerten, wurden die Klippenfestungen angegriffen und die Basis des westlichen Merkmals erobert. Eine Truppe rückte gegen das östliche Merkmal vor, während Gewehr- und Maschinengewehrfeuer und Granaten den offenen Hang hinunter geworfen wurden, der auch vermint und mit versteckten Flammenwerfern versehen war. Als die Marines den Hang hinauf waren, eröffneten zwei FLAK-Schiffe im Hafen das Feuer, töteten zwölf und verwundeten 17 Männer, mehr als die Hälfte der Truppe in wenigen Minuten, und zwangen sie zum Rückzug. Deutsche Gegenangriffe überrannten das hintere Hauptquartier des Commando und ein Angriff über die Strasse Escures-Port-en-Bessin schnitt die Truppe, die Escures verteidigte, ab. Die Stärke des Kommandos im Hafen wurde auf 280 Männer reduziert, von denen viele verwundet waren, aber ein Munitionsmangel wurde durch mehrere Mitglieder der 522. Kompanie des Royal Army Service Corps gelindert, die Nachschub durch deutsches Maschinengewehr- und Panzerfeuer fuhren.
Die deutschen Verteidigungen im Hafenbereich bestanden aus verteilten Stützpunkten, die die Marines einzeln angriffen und allmählich den Hafen in einer Reihe kostspieliger Angriffe räumten. Die FLAK-Schiffe feuerten weiter und die Munition ging zur Neige. Marine Captain Cousins führte eine Aufklärungspatrouille zum östlichen Merkmal und fand einen unbewachten Zickzackweg zu den Befestigungen oben. Mit einbrechender Dunkelheit führte Cousins eine Gruppe von vier Offizieren und 25 Mann unbemerkt den Hügel hinauf und überraschte die Verteidiger, die in Verwirrung gerieten. Die Marines trafen dann auf einen Betonbunker, den Cousins und vier Männer stürmten. Cousins wurde durch eine Granate getötet und die ihn begleitenden Männer wurden verwundet, aber der deutsche Bunker wurde erobert.
Mit vier zu eins von den Deutschen überlegen kämpften sie sich durch den Beton, die Schützengräben, Minen und Stacheldrahtverteidigungen des Merkmals. Die deutschen Positionen wurden nach und nach erobert, und vor Morgengrauen war das östliche Merkmal besetzt. Der Fall des östlichen Merkmals überzeugte die verbliebenen Deutschen auf dem westlichen Merkmal, sich zu ergeben. Capt Terry Cousins wurde für seine Führung, Tapferkeit und Initiative für das Victoria-Kreuz nominiert, wurde aber zur Enttäuschung der Commandos abgelehnt. Die Commandos nahmen Escures wieder ein, und um 4:00 Uhr morgens am 8. Juni ergab sich der Garnisonskommandant und 300 Mann.
Denkmal der No49 Commando oberhalb von Port-en-Bessin mit ehemaligen Mitgliedern der Royal Marines aus England der 80er Jahre
Parade
Die Parade durch Port-en-Bessin war kurz, mit ungefähr 1,5 km. Zum Schluss wurden alle Fahrzeuge auf der Mohle für ein Statik-Display aufgestellt, damit die Zuschauer sie besichtigen konnten. Der Andrang war sehr gross, und die Besucher hatten viele Fragen und wollten wie gewohnt viele Bilder machen. Um 17:30 Uhr machten wir uns dann auf den Weg nach Arromanches.
Dort standen immer noch Hunderte von Fahrzeugen am Strand, aber der Zugang wurde verweigert, da man jetzt für die Veranstaltung eine Registrierung benötigte. Das war für uns nicht weiter schlimm, da ich ohnehin nicht darauf erpicht war, mit meiner 82 Jahre alten BSA stundenlang im salzigen Sand herumzustehen.
Die Seitenständer hätten wohl kaum Halt gefunden und sich mehr und mehr zur Seite geneigt, wie wir es bei anderen vor Ort beobachten konnten. So machten wir uns auf den Heimweg. Morgen wird schon der letzte Tag sein. Wir sind als Abschluss noch in RAF-Blau unterwegs, da wir am Vormittag zu einer Veranstaltung der Stadt Bayeux eingeladen sind, bei der ein RAF-Veteran anwesend sein sollte, und am Nachmittag soll eine Airshow über Arromanches stattfinden.
8. Juni
Siebter und letzter Tag unserer Tour in der Normandie. Wahnsinn, wie rasch die Zeit vorbeigegangen ist. Wir hatten unsere Royal Air Force Uniformen für den letzten Tag mitgenommen, da wir über drei Ecken zu einem speziellen Gedenkevent vom Bürgermeister der Stadt Bayeux eingeladen wurden. Dies sollte um 09:30 in Saint-Vigor-le-Grand im Manoir du Petit Magny stattfinden.
Das Schloss des französischen Adels, früher auch ein Kloster, das Waisen ein Zuhause bot, war während der deutschen Besatzung ein Militärhauptquartier und später das Hauptquartier der kanadischen Luftwaffe. Gleich nebenan richteten die Kanadier nach der Eroberung einen Flugplatz ein.
Wir schon die ganze Woche zuvor, erzählte uns auch hier eine ältere Dame von ihrem Bruder, welcher als britischer Airborne der SAS (Special Air Service) in der Normandie gelandet war un den Krieg überlebt hat. Es ist vor mehreren Jahren schon verstorben, da er auch 20 Jahre älter als sie selbst war. Sie hat von ihm jedoch nie etwas über den Krieg erfahren.
Im Innenhof des Manoir du Petit Magny
Neben verschiedenen Würdenträgern aus Sicherheit und Politik, war der kanadische General Rohmer zugegen, welcher mit seinen 100 Jahren mit dem Rollator den Weg vom Parkplatz zum Zeit selbstständig ging.
Kanadische Militärkapelle an der Zeremonie
„Ich sah dieses Gebäude zum ersten Mal am 29. Juni 1944, 23 Tage nach der Landung am D-Day, nachdem ich als Mitglied der 430th Forces Squadron am Steuer meines Aufklärungsjägers, einer schwer bewaffneten Mustang I, den Ärmelkanal überquert hatte. Ich landete genau hier, auf diesem Flugplatz, der zur Heimat und Einsatzbasis meines Geschwaders und zweier weiterer kanadischer Einheiten werden sollte. Das Geschwader 414 führte auch Aufklärungsmissionen an Bord einsitziger Mustang I-Jäger durch. Die unbewaffneten Spitfires des 400. Geschwaders ihrerseits kreuzten dann während strategischer Fotomissionen in grosser Höhe (40.000 Fuss) kreuz und quer den Himmel der Riviera. Als ich mit meinem Mustang hier ankam, hatte ich gerade meinen zwanzigsten Geburtstag gefeiert. Ich war mit Abstand der jüngste Pilot in meiner Staffel und sogar im gesamten 39. Geschwader …“
General Rohmer
„Von diesem Flugplatz aus haben wir Hunderte Einsätze durchgeführt. Viele Piloten starben unter feindlichem Feuer von Jägern und tödlichem Flugabwehrfeuer, insbesondere von 88-mm-Kanonen …“
„Dieser Sieg ebnete den Weg für den Vormarsch der Alliierten (Frankreich, die Vereinigten Staaten, Kanada und Grossbritannien), dann für die Befreiung Frankreichs und die Kapitulation der deutschen Streitkräfte am 5. Mai 1945. in Wageningen, Niederlande.“ , im Beisein meines inzwischen verstorbenen Freundes, Prinz Bernhard von Holland.
Die Chance haben, noch am Leben zu sein und durch Sie noch an dieser herzlichen Zeremonie teilnehmen zu können. Als Ritter der Ehrenlegion fühle ich mich doppelt privilegiert. »
Zum Abschluss hätten eine P-51 und eine Spitfire einen Flyby machen sollen, diese sind jedoch leider nicht erschienen. Dafür sprangen Fallschirmspringer aus einer französischen Transportmaschine ab.
Gegen 12:45 verabschiedeten wir uns in Richtung Arromanches. Dort sollte als Abschluss der Woche eine Airshow stattfinden. Wir waren nur wenige Kilometer von dort entfernt. Kaum losgefahren, standen die Autos schon in langen Kolonnen im Stau. Wie in Frankreich üblich, wurde kurzerhand überholt. Die sechs Kilometer bis zum Aussichtspunkt über Arromanches waren verstopft durch Autos, Busse, Fahrräder und Motorräder. Wir sind sicher, jede verfügbare Wiese war vollgestellt mit Autos. Auch mit den Motorrädern war es schwierig durchzukommen. Schlussendlich hatten wir einen Platz oberhalb von Arromanches gefunden.
Auch hier war kaum ein Durchkommen zu Fuss. Thomas hatte sich noch versucht, nach Arromanches zu Fuss durchzuschlagen. Es waren Zuschauer ohne Ende. Wir hatten alle Hände voll zu tun, unsere Motorräder so zu stellen, dass wir hier auch wieder wegkommen konnten, bevor alles zu Ende ging. Viele Fahrzeuge auf dem Weg zum Ziel waren einfach eingeparkt worden.
Wir genossen dann beim Start den Sound der C-47, P-47 und einer Spitfire. Dann wurde es immer voller und nach dem Start des ersten Helikopters zur Vorführung machten wir uns auf den Weg zurück. Wir sollten Glück haben. Nach Rückmeldungen von Freunden brauchten sie rund 2,5 Stunden, um auch mit den Motorrädern nach Beendigung der Show von dort wegzukommen.
Wir fuhren zurück in unsere Unterkunft, um dort im Ort einen letzten Drink zu nehmen als Abschluss. Der Ort feierte ebenfalls die Befreiung durch die Alliierten mit einem Dorffest an dem Tag.
Danach ging es schon ans Packen und Verladen. Müde fielen wir schon um 21:00 Uhr ins Bett. Abfahrt am Sonntag sollte um 04:30 sein.
Rückreise
Um gegen Mittag wieder in der Schweiz zu sein, starteten wir den Tag zur Rückreise schon sehr früh. Um 04:30 Uhr ging es los in Richtung Schweiz. Etwas müde, aber mit vielen tollen Erinnerungen. Kurz nach 05:00 Uhr ging die Sonne auf, und wir fuhren, wie schon bei der Anreise, fast alleine auf der Autobahn Richtung Paris. Auch in und um Paris war der Verkehr kaum vorhanden, und wir trafen gegen 12:30 Uhr in Allschwil ein, um unsere Motorräder auszuladen und den Mietbus zurückzubringen.
Fazit
Nach 1994 und 2004 war es nun der dritte Besuch der Feierlichkeiten zur Landung der Alliierten in der Normandie. Wir hatten die vergangenen Jahrzehnte den Anlass nicht besucht, vor allem weil er für viele zu einem heiligen Gral geworden ist, den man Jahr für Jahr besuchen muss. Und so zeigte sich auch das Bild vor Ort. Das Ganze wird nicht mehr primär als Gedenkveranstaltung beworben, sondern als Festival. So war auch die Stimmung an vielen bekannten Örtlichkeiten, wie Arromanches-les-Bains und an der Pegasusbrücke in Bénouville.
An den von uns besuchten Friedhöfen war der Andrang der Besucher eher bescheiden, ausser es fand eine offizielle Zeremonie statt. Mehr als einmal haben wir gesehen, wie sich Militärfahrzeuge in Paraden drängten. Hielt man aber an einem Friedhof oder war eine Zeremonie an einem Denkmal geplant, waren diese schnell wieder weg und verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren. Auch wenn es in den US-Landeabschnitten tolle Museen und Ausstellungen gab, haben wir diese bewusst gemieden. Die US-Sektoren sind bekanntlich meist noch mehr überlaufen als die bekannten Örtlichkeiten in den Commonwealth-Abschnitten.
Bei all den vielen Gesprächen mit Einheimischen, Fahrzeugsammlern, Reenactors, Veteranen und ihren Angehörigen konnten die Meinungen nicht unterschiedlicher sein. Für jene Einheimischen, die vom Tourismus leben, ist das Ganze eine wertvolle Einnahmequelle, Jahr für Jahr. Für die anderen eine zweiwöchige Tortur. Für viele Fahrzeugsammler ist es die Möglichkeit, ihre Fahrzeuge an historischen Stätten zu bewegen. Uniformen sind oftmals zweitrangig und man trägt, was einem gefällt, ob es passt oder nicht. Unannehmlichkeiten wie den modernen Bart abzurasieren, die Haare auf eine passable Länge zu schneiden oder auf eine moderne Sonnenbrille zu verzichten, denkt man schon gar nicht und findet man auch nicht wichtig. Andere waren mit Fahrzeugen vor Ort, die 20 oder 30 Jahre später produziert wurden und hatten einfach USA und einen Stern auf ihr Fahrzeug gemalt, obwohl das Fahrzeug nie in der US-Armee im Einsatz stand. Es gab aber auch jene Fahrzeugbesitzer, die wenigstens komplett auf das Tragen einer Uniform verzichtet haben und zivil fuhren.
Für historische Darsteller wie uns und all jene, die ihre Lager in Innenhöfen, Schlossparks und Museen aufgebaut hatten, war es eine tolle Möglichkeit, vor Ort eine fundierte Darstellung von Uniformen, Ausrüstungen und Waffen zu präsentieren und dem interessierten Publikum, das sich die Zeitzeugen der Schlacht anschaute, zu zeigen. Was aber ganz gross bei all den Gruppen aufgefallen ist: der Nachwuchs fehlt überall. Es gab in den Gruppen nicht sehr viele junge Mitglieder. Das dürfte zum einen mit den hohen Preisen der Oldtimer zusammenhängen, aber auch mit der Vielzahl von anderen Möglichkeiten, die die Jungen heute haben. Und auch wenn Uniformen und Ausrüstungen heute um ein Vielfaches günstiger und in allen Grössen als Reproduktionen verfügbar sind im Gegensatz zu vor 20 Jahren, haben wohl viele keine Lust, sich den Gepflogenheiten der damaligen Zeit anzupassen oder kein Interesse an fundierter Geschichtsdarstellung.
Zurück aber zu den Rückmeldungen. Die Angehörigen von Veteranen hatten teilweise grosse Mühe mit der Art und Weise der Feierlichkeiten. Vielen war das Ganze zu sehr auf Kommerz und Show ausgelegt. Auch wenn es viele Zeremonien gab, waren diese doch ausser am 6. Juni kaum kommuniziert und im Veranstaltungsprogramm nicht zu finden. Höchstens, es waren hohe Würdenträger zugegen. Für uns waren es interessante und tolle acht Tage in der Normandie. Aber es waren für uns ziemlich sicher auch die letzten Feierlichkeiten in der Normandie, die wir so besucht haben. Es war schön, nach 20 Jahren nochmals die Gedenkveranstaltungen zu besuchen, aber wie wir schon vor 15 Jahren gesagt haben, auf dem Höhepunkt des Reenactments: Besser wird's leider nicht mehr.