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1997 - Wachsende Reichweite

Für die eigene Dokumentation begannen wir als "Rost & Grünspan" damit, verschiedene Uniformen der Ordonnanzen von 1926 und 1875 um die Ruine Dorneck zu fotografieren. Für die Erweiterung unserer Sammlung war ich deshalb oft in Brockenhäusern unterwegs und fand dabei teilweise unglaubliche Stücke, wie den Nachlass eines Offiziers der Artillerie des Aktivdienstes, verteilt auf vier Offizierskisten. 

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Im Frühjahr 1997 begann ich meine Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann in Basel, was zur Folge hatte, dass ich meine Aktivitäten im Hobby vorübergehend etwas zurückstellen wollte. In der Zeit wurden Roger und ich als neue Mitglieder vom Artillerie-Verein Basel-Stadt zu einem Schiesswettkampf in Freiburg im Breisgau eingeladen. Dort sollten wir einen Teil der historischen Uniformen und Ausrüstungen vorführen. Aus der Einladungen ergaben sich in der Folge neue Möglichkeiten.

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Auch wenn sich das Hobby mehr und mehr zur Geschichte der Schweizer Armee verschob, blieb mir die Geschichte der Alliierten Truppen und deren Darstellung weiterhin am herzen. So wurde ich von Urs nach Schwarzhäusern an ein Oldtimertreffen eingeladen. Trotz der Convoys to Remember blieben Militäroldtimer an jenen Treffen meist aussen vor. Urs kannte den Veranstalter und bauten wir eines seiner Wall-Tents auf dem Teerplatz auf und erstellten ein kleines Display mit seinem Jeep und seiner WLA Harley. 

Kurze Zeit später rief mich auch Max an. Im Herbst war ein Treffen mit US-Veteranen der 79th Infantry Division in Hatten bei Strassburg geplant. Die 79th Infantry Division, auch bekannt als "Cross of Lorraine Division" oder "Lorraine Division," war eine US-amerikanische Infanteriedivision, die während des Zweiten Weltkriegs im Einsatz war. Die Division wurde am 15. Juni 1942 aktiviert und spielte eine wichtige Rolle in den Kämpfen ums Elsass. Die 79er Einheit wurde von der Schweizer Sektion des MVCG dargestellt. Max hatte in der Zwischenzeit seinen Fahrzeugpark um einen Jeep und einen Dodge aus dem Jahr 1954 erweitert und sich zusätzlich einen GMC CCKW 353 zugelegt. Da ich in der Feuerwehr mittlerweile die LKW-Fahrerlaubnis besass, sollte ich den GMC von Basel nach Strassburg fahren. Mein Beifahrer war Sandro, ein Mann in seinen 40ern und ein Freund von Max, der gerade erst in unser Hobby eingestiegen war.

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Max hegte zwar den Wunsch, mit seinem Jeep an der Reise teilzunehmen, musste jedoch kurz vor der Grenze umkehren, da er unerwartet auf seinen damaligen Vorgesetzten traf. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als Max aufgrund seiner Krankmeldung nicht im Geschäft arbeiten konnte. Weiterhin begleiteten uns Urs, sein Bruder, Thomas und Peter, letzterer war bereits bei der Normandie und vielen Veranstaltungen im Elsass dabei gewesen. Nach einer rund 2,5-stündigen Fahrt mit dem GMC im Konvoi erreichten wir schliesslich unser Ziel ausserhalb von Strassburg. Die Fahrt auf der Autobahn war so laut, dass es vor Ort eine Weile dauerte, bis ich wieder normal hören konnte. Im Laufe des Abends stiessen immer mehr Fahrzeuge des MVCG Est zu uns. Der Empfang der Veteranen sollte am nächsten Morgen, also am Sonntag, stattfinden.

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Rund 2 Dutzend Veteranen und ihre Frauen kamen im Laufe des Morgens in der Anlage an. Es war ein herzlicher Empfang, der leider aufgrund des engen Programms der Veteranen nur etwa 2 Stunden dauerte. Die Kommunikation untereinander war nicht ganz so einfach, da viele Franzosen kein Englisch konnten und die Veteranen kein Französisch sprachen. Die beiden begleitenden Dolmetscher hatten alle Hände voll zu tun. Nach den Erinnerungsfotos gings wieder zurück in die Schweiz. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

Als Rost & Grünspan versuchten wir, weitere Möglichkeiten zu finden, um unser Hobby zu beleben. So sollte der jeweils am 4. Dezember stattfindende Barbarettag dazu genutzt werden, dies zu tun. Im Jahr zuvor waren Roger und ich als Gäste in Uniformen des Aktivdienstes zum Barbarasalut des Artillerievereins eingeladen, bei dem mit einer 1906er 7,5cm Feldkanone am St. Johann 23 Salutschüsse abgefeuert wurden. Die Geschützbesatzung, bestehend aus 3-4 Mann, trug dabei den TAZ90.

Nach viel Überzeugungsarbeit konnten wir den Verein dazu bewegen, uns die Besatzung stellen zu lassen und den Salut in Uniformen des Aktivdienstes durchzuführen, einschliesslich der dazugehörigen Befehle und Abläufe. So kam es dazu, dass sich am frühen Nachmittag des 4. Dezmeber 1997 6 Mann in grauen Unforken der Ord. 1926 im Innenhof des zeughaus Basel zum ersten Drill mit der Feldkanone getroffen haben. Mit dabei der Instruktor des Artillerie-verein Basel-Stadt. Es ging relativ rasch, bis die Hangriffe sassen und wir bereit waren für den ersten Einsatz am Abend vor geladenen Gästen.

Vormittags waren Roger und ich noch im Kindernheim am Lindenberg, Barbaraweggen vorbeizubringen. Die Barbara Weggen ist eine Kanoniertradition von historischer Bedeutung. Dieser Brauch hat seine Wurzeln im Jahr 1798, als französische Besatzungstruppen unter General Schauenburg einen blutigen Volksaufstand im Kanton Nidwalden niederschlugen. Damals wurde die Schweiz unter der Regie des revolutionären Frankreichs einer neuen Ordnung unterworfen, was besonders bei den Urkantonen Widerstand hervorrief. Die Nidwaldner waren bereit, sich mit Waffen gegen die Aufhebung ihrer alten Machtstrukturen zu verteidigen. Die französischen Truppen wurden gegen sie mobilisiert, und nach einem halben Tag des Widerstands mussten die Rebellen der Übermacht weichen. Eine wütenden französische Soldaten brachten Tod und Verwüstung in die Täler.

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Drei Kaufleute in Luzern wollten helfen, die Not der Waisen zu lindern. Diese Herren hatten einst, wie viele Schweizer damals, in der Armee des französischen Königs gedient, insbesondere als Artilleristen während des französischen Feldzugs auf Korsika 1768-1769. Unter der Führung ihrer Geistlichen widersetzten sich die Korsen der Fremdherrschaft durch die französische Krone im Bergland. König Ludwig XV. liess den Aufstand durch seine Truppen, darunter auch Schweizerregimenter, niederschlagen. Mit dem Ende der französischen Herrschaft geriet auch der Barbaraweggen in Vergessenheit. Fast hundert Jahre lang schlummerte die Tradition, bis zur Grenzbesetzung 1914-1918.

Ein Wachtmeister der Feldartillerie griff 1916 die Idee erneut auf. In einer Feldbäckerei liessen die Artilleristen Brötchen backen, die durch den Verkauf von Soldatenmarken finanziert wurden. Am Barbaratag verteilten sie die Weggli an die Kinder des Dorfes, in dem die Batterie untergebracht war. Während des Aktivdienstes von 1939-1945 erlebte der Barbaraweggen seine Wiedergeburt. Wehrmänner der Bäckerkompanie 4 begannen, süsse Weggli ausserhalb ihres Dienstes zu backen. Diese Brötchen wurden am Abend des 4. Dezembers von Kanonieren einer Gebirgsbatterie an die Jugend der Kantonnementsgemeinden verteilt und fanden grossen Anklang. Zum letzten Mal wurde der Weggen im Jahr 1944 ausgegen. 

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Gegen 19:00 Uhr war dann der erste grosse Auftritt von Rost & Grünspan. Mit einem Hoch auf Barbara und auch die Artillerie wurde der letzte von 23 Schüssen aus der Feldkanone abgefeuert. Danach ging es für die Gäste in den St. Johannsturm in die Barbaratsube des Artillerievereins, während wir uns noch abrüstungsbereit machen mussten. Es sollte der Anfang einer Reihe von zwei Traditionen werden, die fast 20 Jahre bestehen sollten.

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