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1998 - Erste Aufträge von Museen

Obschon meine Sammlung stetig vergrössert wurde, blieben vor allem die Anlässe in alliierten Uniformen bis auf weiteres aus. So konzentrierte ich mich vorab auf die Geschichte der Schweizer Armee des Zweiten Weltkrieges und nach dem glücklichen Kauf verschiedener Uniformen der Ordonnanz 1898, auch aus dem Ersten Weltkrieg. So konnten wir im Frühling das erste Mal eine Fotoserie mit eben diesen Uniformen machen, wobei uns noch der eine oder andere Fehler unterlaufen ist.

Auch wenn es eine Vielzahl von Uniformensammlern in der Schweiz gab, hatten nicht alle ein fundiertes Wissen. So wurde auch mal ein Tornister (Haaraffe) von 1875 aus weissem Kuhfell schon mal als Wintertarnversion verkauft, was natürlich Unsinn war, oder man gab Uniformen Namen, die es gemäss Reglement gar nicht gab, wie zm Beispiel die Vetterliuniform, die aus der Zeit stammte, als der Schweizer Soldat noch Vetterligewehre im Einsatz hatte. Waffen zu beschaffen war zu dieser Zeit prinzipiell keine Sache, da das damalige Waffengesetz zum einen noch viel liberaler war und vor allem kantonal geregelt wurde. In Basel brauchte man schon für den Erwerb in einem Waffengeschäft einen Erwerbsschein. In Baselland nicht. Jedoch waren viele Waffen wesentlich teurer als heute, vor allem Schweizer Karabiner 31 wurden gut und gerne, je nach Zustand, ab 500.00 bis 650.00 gehandelt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

Durch unsere Tätigkeiten wurden rasch auch Museen auf uns aufmerksam, und wir wurden von der Sammlung der Schweizer Armee (Armeemuseum), dem Vorgänger der heutigen "Stiftung Historisches Material der Schweizer Armee", kontaktiert. Die Stiftung Historisches Material der Schweizer Armee ist eine Organisation, die sich auf die Sammlung und den Erhalt historischer Materialien und Artefakte im Zusammenhang mit der Schweizer Armee konzentriert. Ihre Hauptaufgaben umfassen die Dokumentation, Restaurierung und Präsentation von militärischem Material aus verschiedenen Epochen der Schweizer Militärgeschichte.

Im Rahmen der jährlichen Gant in Thun, bei der ausgediente Fahrzeuge der Schweizer Armee versteigert wurden, hatte man uns für den 22. April gebucht, um die dort präsentierten historischen Stücke der Sammlung zu beleben. Die Veranstaltung fand jeweils an einem Mittwoch statt, und da wir bereits am Dienstagabend anreisen mussten, um am Mittwoch um 05:30 Uhr auf dem Gelände zu sein, wurden wir in der Kaserne untergebracht.

Als sich die Tore des Gant-Geländes jeweils um 07:00 Uhr öffneten, strömten die Besucher hinein, als gäbe es kein Morgen. Es wurde gedrängelt und gehetzt, schnell in die Halle geschaut wie ein scheues Reh und dann ging es weiter. Hatte sich ein Interessent für ein Fahrzeug entschieden, wurde es besetzt und fast darin gewohnt, bis es zur Versteigerung aufgerufen wurde. Es war als Zuschauer ein herrliches Schauspiel. Wie bereits erwähnt, konzentrierten wir uns auf die Darstellung und hatten verschiedene Waffensysteme wie eine Tankbüchse zur Ausbildung zur Verfügung. Gegen 16 Uhr war dann Schluss für uns, und wir fuhren wieder nach Hause.

Am Sonntag darauf ging es dann schon wieder in die selbe Richtung. Wir hatten vom General-Guisan-Marsch erfahren, der seit mehreren Jahren zu Ehren des letzten Generals der Schweizer Armee in Spiez stattfand. Dabei konnte man Strecken zwischen 10, 20, 30 und 50 km durch das wunderschöne Berner Oberland wählen. Wir entschieden uns für den 20-km-Marsch von Spiez nach Faulensee nach Aeschi und zurück nach Spiez.

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Zu sechst machten wir uns auf den Weg mit Nagelschuhen und der Gefechtspackung des Aktivdienstes. Bis auf einen Anstieg kurz vor Aeschi ging es recht flott vorwärts. Der kleine Anstieg wurde kurzerhand "Killerhill" benannt. Bis auf ein paar Blasen an den Füssen kamen alle unbeschadet ans Ziel und holten sich die Marschauszeichnung ab. Der Marsch blieb bis zu seinem Ende im Jahr 2018 im festen Programm von Rost & Grünspan.

Das Ende der 90er Jahre stand ganz im Zeichen der Entstehung von historischen Gruppen. So wurden wir ebenfalls eingeladen, Teil der "Compagnie 1861" zu werden. Der erste Anlass in Uniform und Ausrüstung war eine Herausforderung, da sie zuerst nicht tragbar waren. Gleiches galt für das Käppi. Als Tornister wurden die Tornister der späteren Ordonnanzen verwendet und mit einer Mantelrolle ergänzt. Um dem originalen Tornister optisch etwas näher zu kommen, hatte ich die Ledereinfassung des Felles mit schwarzer Lederfarbe bemalt und das Fell mit schwarzer Haartönung dunkler gefärbt. Auch die Mantelrollen aus erster und zweiter Serie stammten von mir. Dabei konnte ich vor allem in der ersten Serie alten Matratzenstoff in Weiss-Blau organisieren, der optisch dem Original am nächsten kam.

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Angeführt wurde die "Compagnie 1861" durch Billy, einen US-Amerikaner, der seit vielen Jahren in der Schweiz war und grosse Erfahrung mit Reenactment des Sezessionskrieges hatte. Die heterogene Gruppe bestand aus einer Vielzahl von Personen mit unterschiedlichem historischem Hintergrund. Darunter gehörtengrösstenteils Sammler, welche mit dem Reenactment wenig zu tun hatten. Das war auch der Grund, weshalb der Wille zur Verbesserungen teilweise gegensätzlich war, war es nicht immer einfach machte. Viele Mitglieder bevorzugten die Teilnahme an Umzügen und das Übernehmen repräsentativer Aufgaben an Anlässen. 

Durch die Zusammenarbeit und Mitgliedschaft im Artillerie-Verein ergaben sich ausserdienstliche Tätigkeiten die mich mit einer Delegation im jahr 1998 nach Insbruck ans Tiroler Kaiserjägerschiessen führte. Das Kaiserjägerschiessen wurde 1982 von der Ortsgruppe Innsbruck des Tiroler Kaiserjägerbundes ins Leben gerufen und ist seitdem eine feste Grösse in ihren jährlichen Aktivitäten. Dieses Schiessturnier findet am historischen Bergisel in Innsbruck statt, einem Ort von historischer Bedeutung im Tiroler Freiheitskampf von 1809. Hier wurden Napoleons Truppen und seine Verbündeten erstmals von den Tirolern besiegt.

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Das Schiessen umfasst einen Mannschaftsbewerb, bei dem drei Schützen gleichzeitig liegend auf eine Entfernung von 100 m mit dem Sturmgewehr 77 schiessen. Dazu gibt es noch den Einzelwettbewerb auf die Ehrenscheibe, bei dem mit dem Gewehr Steyr M95 stehend auf 150 m geschossen wird. Der Gewinner erhält die Originalscheibe, die ein Motiv aus der Kaiserjägergeschichte zeigt. Das Bergisel beherbergt auch das Regimentsmuseum der Tiroler Kaiserjäger, das die Kämpfe von 1809 und die Geschichte der Tiroler Kaiserjäger bis zum Ersten Weltkrieg beleuchtet.

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Um Rost & Grünspan weiter bekannt zu machen, nahmen wir am 1. Juni 1998 am Pfingstmarkt in Breitenbach teil, bei dem wir verschiedene Exponate ausstellten. Meine damalige Freundin kam aus Breitenbach, und ihre Mutter, die zu dieser Zeit im Gemeinderat sass, konnte uns diesen Platz verschaffen. Während des ganzen Tages kamen immer wieder Besucher, die uns entweder Material vorbeibrachten oder uns ihre Adresse gaben, weil im Keller noch etwas herumliegen würde.

 

 

 

 

 

 

14 Tage später waren wir wiederum für das Armeemuseum unterwegs. Am 12. und 13. Juni fanden in Frauenfeld die Armeetage 98 statt. Diese Veranstaltung fand zuletzt im September des Jubiläumsjahres 1991 in Emmen statt und erfreute sich eines grossen Publikumserfolgs. Das Ziel der Armeetage besteht darin, die Bevölkerung mit den Aufgaben der Armee vertraut zu machen und zu zeigen, wie sie diese Aufgaben mit welchem Material erfüllt. 

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Am 1. August gings in der Folge mit der "Compagnie 1861" nach Zürich, wo der Zug im Rahmen des 1. August Umzuges teilnehmen durften und nehebn der Armee die Ehrenwache von Bundespräsident Kaspar Villiger stellen durften, welcher die Festansprache hielt. Im Innenhof des Landesmuseum wurde vor dem Umzug marschübrung abgehalten, was besser galng als gedacht.

Am 3. September waren wir ein weiteres Mal mit der "Compagnie 1861" unterwegs. Im Luftschutzbunker der Firma Schild in Luzern hatte Vater Wüest seine beachtliche Sammlung in ein Museum verwandelt. Zur Eröffnung kamen eine ganze Fülle an historischen Gruppen aus der Schweiz sowie verschiedene Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Getrübt wurde der Tag leider durch den Flugzeugabsturz des Swissair-Flug 111 vor Halifax, bei dem 215 Passagiere und 14 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Teile der Gruppe wollten einen Trauerflor an der Schweizer Fahne, andere wollten das nicht, da dies nichts mit der Geschichte zu tun hätte. Schlussendlich entschied der Vorstand, dass es einen Trauerflor geben sollte. Die Basler Sektion war übrigens dafür.

Durch die mehr und mehr entstandenen Verknüpfungen von Personen aus verschiedenen Gruppen wurden wir für das Wochenende des 24. & 25. Oktober 1998 von einer Gruppe aus dem Bündnerland eingeladen, die sich dem Thema Südstaaten angenommen hatten. Da wir selbst keine passenden Uniformen besassen, waren wir mit unseren eigenen 1861er Ausführungen vor Ort. Um Rost & Grünspan weiterzuentwickeln und nicht nur mit der "Compagnie 1861" diese Ordonnanz zu zeigen, hatten wir mit geänderten Mänteln von 1875 eine 1861er Version hergestellt. 

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Für das Lager hatte uns Christian, der später auch ein Teil von Rost & Grünspan sein sollte, aus den USA weisse A-Zelte besorgt, und Rogers Bruder hatte uns das dazu passende Holz gefertigt. Auch wenn abends teilweise viel Alkohol getrunken wurde, war es ein tolles Wochenende, das uns viel Neues gebracht hatte. Nicht nur Bekanntschaften und spätere Freunde, mit denen wir heute noch etwas unternehmen, sondern auch in Bezug auf die Möglichkeiten einer Darstellung einer Epoche. Es war zudem für Roger und mich der Anfang einer weiteren Epoche, des Amerikanischen Bürger- bzw. Sezessionskrieges.

Zurück in Basel ging es gleich an die Organisation des Barbaratages, den wir weiter ausbauen wollten. Unser Ziel war es, Geld für das Kinderheim am Lindenberg zu sammeln. Wir planten, mit der Sammlung am Fischmarktbrunnen in Basel zu beginnen. Eine der Figuren am Brunnen zeigte die heilige Barbara mit einem Turm.

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Barbara von Nikomedien ist eine bekannte christliche Heilige aus dem 3. Jahrhundert. Sie war eine Jungfrau und Märtyrerin, die wegen ihres unbeirrten christlichen Glaubens und ihrer Jungfräulichkeit von ihrem eigenen Vater enthauptet wurde. Die heilige Barbara wird als Schutzpatronin der Artillerie verehrt und oft mit einer Kanone dargestellt. Dies symbolisiert die Hoffnung, dass die Artillerie ihre Ziele präzise trifft, ähnlich wie der Blitz, der Dioscuros traf. Die Verbindung zur Kanone unterstreicht ihre Bedeutung für diejenigen, die im Dienst der Artillerie stehen, und steht für Schutz und göttliche Führung.

Zu viert, mit unserer neuen Rost & Grünspan-Fahne, zogen wir dann zum Marktplatz und über die Freie Strasse zum Münster. Von dort nahmen wir die Fähre ins Kleinbasel, um das gesammelte Geld zu übergeben. Im ersten Jahr der Sammlung hatten wir innerhalb von 3 Stunden 650,00 CHF und 5€ gesammelt. Nach der Übergabe wurden wir zum Essen mit den Kindern eingeladen. Anfangs waren wir unsicher, wie unsere Uniformen in Basel ankommen würden, da Basel nicht gerade für seine Militärliebe bekannt war. Da unsere Uniformen jedoch aus der Ordonnanz von 1861 stammten, wurde dies wahrscheinlich im Allgemeinen als Folklore betrachtet. Die Passanten waren auf jeden Fall sehr interessiert.

Nach dem Mittagessen ging es dann schnell zurück, um sich umzuziehen und sich für den Barbarasalut bereitzumachen, der vom Artillerieverein Basel-Stadt veranstaltet wurde. In der Zwischenzeit waren wir schon zu siebt, und der Drill, den wir direkt im St. Johann durchgeführt hatten, war rasch eingespielt. Offenbar hatte sich herumgesprochen, dass der Salut mehr historische Tiefe bekommen hatte, denn plötzlich waren viel mehr Besucher da als im Jahr zuvor, und auch die ausländischen Gäste waren zahlreicher als zuvor.

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