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1999 - Volles Programm im In- und Ausland

Durch die Präsenz auf dem Pfingstmarkt des Vorjahres in Breitenbach ergab sich im Januar 1999 die Möglichkeit, im Eingangsbereich der Solothurner Kantonalbank eine Ausstellung über Schützen der Schweizer Armee zwischen 1852 und 1898 zu gestalten. Dazu konnten wir eine Vielzahl an Exponaten aus unserem privaten Fundus in einer Vitrine ausstellen. In der Folge ergaben sich weitere Kontakte zu Personen, die noch Material gelagert hatten und dieses gerne an uns abgaben.

Auch, die Zusammenarbeit mit dem Artillerie-Verein Basel-Stadt trug weitere Früchte. So stellten wir für die 107. Delegiertenversammlung des VSAV (Verband Schweizerischer Artillerievereine) die Ehrenwache.

Vor allem der Auftritt im Innenhof des Rathauses sollte unvergessen bleiben. Während im Rathaussaal die Delegiertenversammlung stattfand, hielten wir unsere Positionen im Innenhof und wurden von einer Vielzahl von Touristen fotografiert. Auf die Frage einer Touristin an einen Tourguide über unsere Uniformen und unsere Aufgaben ergab sich ein lustiges Gespräch, denn die Dame aus Fernost war der Meinung, dass unsere Garde zum Gesamtbild des Rathauses gehörte und immer dort stehen würde, wie man es auch vom Buckingham Palace in London kennt. Nach Beendigung der Delegiertenversammlung verschoben wir uns ins St. Johann, wo wir bewirtet wurden und noch einige Zeit blieben, um Fotos zu machen. Unser Einsatz war kurz danach erneut als Garde auf dem Steg zum Passagierschiff notwendig, als die Delegierten zum Mittagessen erschienen.

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In der Folge kehrten wir zu verschiedenen Veranstaltungen zurück, die in den kommenden Jahren zum festen Programm gehören sollten. Im April kehrten wir nach Spiez für den General Guisan-Marsch zuück, bei dem wir erneut 20 km zurücklegten. Dieses Mal marschierten wir nicht in Uniformen der Infanterie, sondern der Feldartillerie. Mitgelaufen waren auch zwei Mitglieder der "Compagnie 1861".

Ein Paar Tage später waren wir wie im Jahr zuvor ein teil der Gant in Thun für das Schweizer Armeemuseum. Das Schwergewicht der Ausstellung hiess Kommunikation. Auch an der Pfingstausstellung in Breitenbach nahmen wir wieder teil, sowie am Kaiserjägerschiessen in Innsbruck im Juni 1999.

Die ausserdienstlichen Tätigkeiten unter der Federführung des Artillerie-Vereins gaben mir weiterhin die Möglichkeit, Dienst zu tun. Im Rahmen meiner Anstellung bei der Berufsfeuerwehr wurde ich für den Militärdienst freigestellt. So reisten wir mit einer Delegation Ende August nach Brookwood in Surrey, GB, zur britischen Armee zur Army Operational Shooting Competition (AOSC), welcher der wichtigste Schiesswettbewerb der britischen Armee war und immer noch ist. An den drei Tagen auf dem Gelände der britischen Armee hatten wir die Möglichkeit, mit jeglichen Handfeuerwaffen der englischen Streitkräfte zu üben und zu schiessen. Man merkte schon, dass die britische Armee mehr Erfahrungen im Einsatz hatte.

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Die Übungen waren meist ganz anders, als das was wir aus der Schweiz gewphnt waren. Vor allem das Schiessen auf bewegliche Ziele urde bei uns nie geübt. Wir konnten an unterschiedlichen Wettkämpfen mit verschiedenen Waffen schiessen, wie dem L86 LSW (Light Support Weapon), SA80 Sturmgewehr, FN High Power alias L9A1 (Pistole) und Scharfschützengewehr L96A1 / Arctic Warfare. An einer Übung sollten wir sogar eine AK47 zusammenbauen, was so nicht ganz unsere Waffe war, bei der wir uns auskannte. Zu guter letzt waren wir dort erfolgreich, wo wir doch etwas Erfahrung hatten. Mit den Scharfschützengewehren und im Schiesskino (Video kannten wir von der Schweizerr Armee) holten wir jeweils Gold in der Gruppe.

 

 

 


Zeitreise Teil 1_4Am folgenden Wochenende reisten wir mit dem Auto nach Köln zur Bundeswehr. Ebenfalls zu einem internationalen Schiesswettkampf. Im Gegensatz zu Brookwood ging hier alles etwas langsamer vonstatten. Die Kaserne beim Flughafen Köln war recht heruntergekommen, und die ebenfalls vor Ort stationierten Belgier hatten kaum ein funktionierendes Panzerfahrzeug in der Kaserne herumstehen. Neben dem Programm für das Schützenabzeichen (Gold) der Bundeswehr habe ich im Laufe des Wochenendes auch das Pistolenabzeichen der belgischen Armee und das Schützenabzeichen der US Army mit dem M16 erfolgreich absolviert und verliehen bekommen.

 

 

 

 

 

Im darauffolgenden August fand der 2. Convoy to Remember in Birmenstorf statt, bei dem wir mit einer Sektion von Rost & Grünspan teilnahmen. Neben Infanterieausrüstungen der Aktivdienstzeit hatten wir einen improvisierten Ofen ins Gelände gebaut, in dem wir Backwaren backten und teilweise an die Zuschauer abgaben.

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Ich hatte eines meiner Schweizer Armeeräder 05 dabei, mit dem ein Radfahrer am Samstaglichen Convoy teilnahm und die ganze Route als einziger ohne Motor mitfuhr. Wie man aus einem Artikel des Schweizer Soldaten vom August 1999 entnehmen konnte, benötigte ich 117 Minuten dafür. Unser Gelände war zudem vorbereitet für eine Infanteriekanonenstellung, die wir von einem Bekannten hätten ausgeliehen bekommen sollen. Leider traf weder er noch die Kanone jemals auf dem Gelände ein.

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Am Samstagabend wollten wir wie fast alle Teilnehmer ins Festzelt, um an der Bar etwas zu trinken. Leider mussten wir und viele andere feststellen, dass man nur mit Ticket ins Zelt kam, da der Veranstalter ein Programm aus Livemusik und einem 3-Gang-Menü zusammengestellt hatte und man für den Eintritt extra bezahlen sollte. Teilnehmer waren vor allem politische und militärische Grössen. Etwas verärgert zogen viele von dannen. In der darauffolgenden Nacht zog ein Unwetter über das Gelände und so manches Zelt hielt dem Wind und Regen nicht stand. Die ganze Nacht über hörte man ein Hämmern und Fluchen. Am Sonntagmorgen war das Ausmass des Unwetters unübersehbar. Teile der auf Stämme montierten Lautsprecher hingen nur noch an Kabeln herunter, allerlei Material wurde durch den Sturm quer und weit über das Gelände verteilt. Auch das Hauptzelt des Veranstalters hatte den Sturm nicht ganz unbeschadet überstanden. Als die Lautsprecheranlage endlich wieder einen Ton von sich geben konnte, wurde vom Veranstalter darum gebeten, dass man doch bitte helfen solle, die Infrastruktur wieder aufzubauen, was nach dem Erlebnis des Vorabends wenig Anklang fand.

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Durch das Ereignis im Vorjahr bei der Bündner Civil War Gruppe hatten Roger und ich beschlossen, unsere Darstellung um eine weitere Epoche zu erweitern. Im Bereich der Alliierten 2. Weltkriegsdarstellung gab es kaum mehr Aktivität oder Entwicklung. In dieser Zeit habe ich sogar Teile meiner US-Sammlung verkauft. Da während des amerikanischen Sezessionskrieges viele Schweizer Auswanderer auf beiden Seiten gedient hatten, konnten wir mit unserer Darstellung eine wenig beachtete Epoche der Schweizer Geschichte beleuchten. Für uns war es recht einfach, eine passende Einheit zu finden, deren Geschichte und Darstellung wir übernehmen konnten. Das Illinois 82 Volunteer Infantry Regiment hatte viele deutsche und auch Schweizer Einwanderer in seinen Reihen. Einer der bekanntesten war Emil Johann Rudolf Frey, geboren am 24. Oktober 1838 in Arlesheim.

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Nach dem Besuch der Bezirksschulen in Therwil und Waldenburg absolvierte er das Pädagogium in Basel und besuchte die Knabenschule in Ulm. Allerdings wurde seine schulische Laufbahn von Konflikten mit Lehrern und Schulbehörden überschattet, was dazu führte, dass er kein Maturitätszeugnis erhielt. Trotz dieses Rückschlags begann er 1855 ein Studium der Agrarwissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Dieses Studium verlief nicht ohne Unterbrechungen und blieb schliesslich ohne Abschluss. Im Dezember 1860 zog es ihn schliesslich in die Vereinigten Staaten, wo er im Bundesstaat Illinois intensiv die Landwirtschaft kennenlernte.

Im April 1861, als der Sezessionskrieg in den Vereinigten Staaten ausbrach, meldete sich Frey freiwillig zum Dienst in der Nordstaaten-Armee. Er trat als Fahnenjunker in das 24th Illinois Volunteer Infantry Regiment ein, das von dem bekannten deutschen Forty-Eighter Friedrich Hecker kommandiert wurde. Im Oktober 1862 wurde Friedrich Hecker in das 82nd Illinois Infantry Regiment versetzt, und Emil Frey folgte ihm, nachdem er an zahlreichen bedeutenden Schlachten und Feldzügen teilgenommen hatte. Während der Schlacht von Gettysburg im Juli 1863 geriet Frey jedoch in die Gefangenschaft einer Einheit der Konföderierten-Armee. Er sollte die nächsten eineinhalb Jahre als Kriegsgefangener im berüchtigten Libby-Gefängnis in Richmond, Virginia, verbringen. Im Jahr 1865 kehrte Frey schliesslich in die Schweiz zurück.

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Den ersten Einsatz der neuen Uniformen und Ausrüstungen hatten wir im Oktober 1999 in Ems, erneut auf Einladung der Bündner. Christian, der bereits Mitglied der "Compagnie 1861" sowie von Rost & Grünsan und der Römischen Legio XI war, war ebenfalls vor Ort. Er hatte damals den Kontakt hergestellt und war bereits seit einiger Zeit in der Bürgerkriegsszene aktiv. Zudem hatte er uns geholfen, die Uniformen und Ausrüstungen aus den USA zu beschaffen. Als wir jedoch am Freitag begannen, unsere Ausrüstungen mit Schmutz und Erde zu bearbeiten, weil wir nicht wie frisch ausgebildete Rekruten aussehen wollten, bekam er beinahe einen Schock und konnte es nicht fassen, wie wir dieses wunderschöne Material so grob behandeln konnten. Dies sollte zu einem Running-Gag werden, immer dann, wenn wir mit Christian unterwegs waren. Es war ein interessantes Wochenende und sollte vor allem für die Zukunft wegweisend sein in Bezug auf Drill und Authentizität, die wir in den kommenden Jahren durch den Besuch grösserer Veranstaltungen in Deutschland kennenlernen durften.

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Das Jahr beendete wir wiederum mit der Barabarasammlung und den 23 Schuss aus der 7.5cm Feldkanone zu Ehren der heiligen Barbrara für den Artillerie-Verein Basel-Stadt. Im Bild Rost und Grünspan und eine Delegation der "Compagnie 1861" zu Ehren der heiligen Barbara am 4. Dezember 1999 unter dem St. Johanns Tor Basel.

Damit endet auch der 1. Teil meines Rückblicks auf die ersten Jahre meiner Zeitreise die hauptsächlich im Rahmen von militärhistorischen Darstellungen beruhte, und wie schon eingans beschrieben, hauptsächlich in analoger Fotografie stattfand, weshlab auch nicht alle Bilder so scharf sind, wie wir das uns heute gewohnt sind. 

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